Krefelder Anwalt als Sonderprüfer IKB: Krise wirkt lange nach

Düsseldorf (RP). Die Bank steckt weiter in der Vergangenheitsbewältigung. Gegen den Willen des Großaktionärs Lone Star wird der Krefelder Anwalt Harald Ring wieder als Sonderprüfer tätig. Seine Arbeit kostete bisher rund 1,6 Millionen Euro.

 Einigung auf IKB-Verkauf

Einigung auf IKB-Verkauf

Foto: AFP, AFP

Das Management der IKB redet aus verständlichen Gründen lieber über die Zukunft des Instituts als über dessen Vergangenheit. Diese Zukunft verheißt nach Einschätzung von Vorstandssprecher Hans Jörg Schüttler mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von fünf bis zehn Prozent, neue Beratungs-Geschäftsfelder, die jedes Jahr Provisionserträge im mittleren zweistelligen Millionenbereich abwerfen sollen, und eine stabile Kreditnachfrage, wenn die Konjunktur wieder anspringt.

Was Schüttler gestern auf der Hauptversammlung in Aussicht gestellt hat, ist indes nur die eine, mit Unsicherheiten behaftete Seite. Zumal die Bank vermutlich allein für die Tatsache, dass der Rettungsfonds Soffin derzeit bei der Kapitalbeschaffung für die IKB bürgt, jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen muss und der Konkurrenzkampf um mittelständische Kunden beinhart ist. Die kommenden Jahre würden noch erheblich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise beeinträchtigt sein, so Schüttler. Eine weitere Kapitalerhöhung sei nicht ausgeschlossen. Aber er sei überzeugt, dass die IKB für Aktionäre, Investoren und Kunden letztlich nachhaltig Wert schaffen werde.

Klagefut befürchtet

Die andere Seite der IKB-Medaille heißt immer noch Vergangenheitsbewältigung. Was die angeht, haben Aktionärsvertreter einen Punktsieg errungen: Das Landgericht Düsseldorf hat entschieden, dass der Krefelder Steueranwalt Harald Ring wieder als Sonderprüfer eingesetzt wird, nachdem er im März bei der außerordentlichen Hautpversammlung abberufen worden war.

Gegen die erneute einsetzung will sich die IKB, die Rings Engagement in drei Tranchen bisher 1,6 Millionen Euro gekostet hat, allerdings gerichtlich wehren. Sie bleibt bei ihrer Einschätzung, dass die Frage, wie es zu dem Milliarden-Desaster und Beinahe-Zusammenbruch der Bank kommen konnte, durch die interne Revision geklärt werden sollte. Die Position der Bank sei in dieser Frage unverändert, sagte Schüttler gestern. Die Bank fürchtet, dass Erkenntnisse öffentlich werden könnten, die eine Klageflut auslösen.

Der Sonderprüfer soll klären, ob Vorstand und Aufsichtsrat in der IKB-Affäre Pflichten verletzt und dadurch dem Unternehmen Schaden zugefügt haben. In dem Zusammenhang ermittelt derzeit auch die Staatsanwaltschaft Düsseldorf unter anderem gegen den ehemaligen Vorstandssprecher Stefan Ortseifen. Zudem hat nach dem amerikanischen Versicherer FGIC auch die französische Investmentbank Calyon die IKB auf Schadenersatz verklagt.

Dies werde allerdings "keine wesentlichen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis” der Bank haben, so Schüttler. Begründung: Der IKB ist im vergangenen Jahr durch ihren damaligen Großaktionär, die bundeseigene KfW, zugesichert worden, dass die KfW für mögliche Schadenersatzzahlungen der IKB oder deren Tochterunternehmen geradestehen würde. Im Klartext: Wenn eine Klage tatsächlich Erfolg hätte, müsste am Ende der Steuerzahler haften, nicht der neue Eigentümer Lone Star.

Defensiver Umgang

"Die Führung der Bank selbst geht mit möglichen Schadenersatzansprüchen gegen ihr früheres Management sehr defensiv um. "Soweit Ansprüche bestehen, wird die Verwaltung diese Ansprüche verfolgen; es sei denn, ein überwiegendes Interesse der IKB oder ihrer Aktionäre gebietet es, die Anspruchsverfolgung ausnahmsweise auszusetzen”, sagte Schüttler.

Die gesetzlichen Pflichten zur Bewertung von Haftungsfragen und möglichen Schadenersatzansprüchen würden in jeder Hinsicht durch Vorstand und Aufsichtsrat erfüllt, erklärte die Bank . Was den Aktionärsschützer Carsten Heise (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) mit dem Kommentar quittierte: "Man kann sich zu Tode prüfen.”

Auf jeden Fall verbessert die zurückhaltende Art und Weise des Umgangs mit dem Ex-Vorstand nicht gerade die Stimmung zwischen den Kleinaktionären und den Gremien der Bank. Gestern kochte bei einigen erneut die Wut hoch ­ unter anderem über den IKB-Aufsichtsratschef Bruno Scherrer, der sich erneut entschuldigen ließ.

Seine Abwesenheit quittierten Aktionärsvetreter mit Formulierungen wie "Unzumutbare Frechheit” und "Schlechter Stil”. Die Frage sei, wie Scherrer überhaupt noch dem Aufsichtsrat angehören könne, wenn er bei Hauptversammlungen der Bank nicht anwesend sei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort