Fotos Illegale Preisabsprache: Wenn Firmen Kunden abzocken
Preisabsprachen sind für Unternehmen ein riskantes Spiel: Bleiben sie unentdeckt, fahren die Firmen zu Lasten von Kunden und Verbrauchern höhere Profite ein. Fliegen sie auf, drohen saftige Strafen, wie jüngst im Fall Henkel und Schwarzkopf, bei Chiphersteller Infineon oder der Bayer AG. Nachfolgend die spektakulärsten Fälle in Europa und den USA aus den vergangenen Jahren, an denen auch deutsche Firmen beteiligt waren.
VITAMINE: Die insgesamt höchsten Strafen bei Preisabsprachen wurden gegen die Mitglieder des so genannten Vitamin-Kartells verhängt, das weltweit Preise bei etwa in Frühstücksprodukten eingesetzten Vitaminen abgesprochen hatte. In den USA musste der Schweizer Roche-Konzern deshalb im Frühjahr 1999 500 Millionen Dollar Strafe zahlen. Hinzu kamen Entschädigungszahlungen für geprellte Kunden von 632 Millionen Dollar. Die deutsche BASF wurde von den US-Kartellwächtern mit 225 Millionen Dollar zur Kasse gebeten. Als Entschädigung für übervorteilte Kunden überwiesen die Ludwigshafener 287 Millionen Dollar. Die europäischen Kartellwächter verhängten zwei Jahre später für Roche eine weitere Strafe von 462 Millionen Euro, BASF musste weitere 296 Millionen Euro zahlen.
FUTTERMITTEL: Der deutsche Spezialchemiehersteller Degussa fiel den EU-Wettbewerbshütern wegen 13 Jahre währender Preisabsprachen bei Futtermittelzusätzen auf und wurde 2002 zu 118 Millionen Euro verdonnert. Straffrei blieb der deutsch-französische Aventis-Konzern, der nach einer Selbstanzeige in dem Verfahren als Kronzeuge aufgetreten war.
CHEMIKALIEN: Ein Jahr später wurde Degussa erneut bestraft, dieses Mal wegen eines 29 Jahre funktionierenden Kartells von Herstellern für organische Peroxide, die in der Kunststoff- und Gummiindustrie verwendet werden. Dabei wurden gegen insgesamt fünf Firmen 70 Millionen Euro Bußgeld verhängt. Gesprengt wurde das Kartell durch Informationen der beteiligten Firma Akzo Nobel Chemical.
KONSERVIERUNGSSTOFFE: Der ehemalige deutsche Hoechst-Konzern, der Ende der 90er Jahre in Aventis aufging, wurde 2003 nachträglich mit 99 Millionen Euro Strafe aus Brüssel belegt. Grund waren Preisabsprachen bei Konservierungsstoffen für Lebensmittel mit drei anderen Firmen.
KAUTSCHUK: Der Chemiekonzern Bayer akzeptierte im Juli 2004 in den USA eine Strafe von 66 Millionen Dollar wegen Preisabsprachen bei Kautschukprodukten. Nach Angaben der US-Kartellwächter hatte Bayer zwischen 1995 und 2001 mit Konkurrenten Absprachen getroffen.
PAPIER: Im Mai 2004 verhängte das Bundeskartellamt eine Gesamtstrafe von 57,6 Millionen Euro gegen zwölf Papiergroßhändler. Innerhalb des Kartells hatte es demnach zwischen 1995 und 2000 Absprachen über die Preise von Bilderdruck-, Offset- und Selbstdurchschreibepapieren gegeben.
GIPSPLATTEN: In Europa flog Anfang des Jahrzehnts ein Kartell von Gipsplattenherstellern aus vier Firmen auf. Der französische Zementhersteller Lafarge als größter Konzern in der Gruppe wurde deshalb 2002 von der EU-Kommission mit einer Buße von 249,6 Millionen Euro belegt. Aus Deutschland wurde die Firma Knauf mit 85,8 Millionen Euro bestraft. Besonders an dem Fall war, dass Lafarge von den Kartellwächtern schon zum zweiten Mal bei Absprachen erwischt und bestraft wurde.
ZEMENT: In Deutschland findet sich die Zementbranche immer wieder im Visier der Wettbewerbshüter. Im vergangenen Jahr hatte das Bundeskartellamt ein Bußgeld von insgesamt 660 Millionen Euro gegen sechs Firmen verhängt - es war die höchste Strafe in der Geschichte des Amtes. Neben Preisen wurden in dem Kartell auch Quoten und Gebiete festgelegt.