Kurzarbeit entlastet Markt Im Juni erneut weniger Arbeitslose

Nürnberg (RPO). Dank der anziehenden Konjunktur entwickelt sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter besser als erwartet. Bereits im kommenden Monat könnte die Zahl der Jobsuchenden in Deutschland wieder unter die Drei-Millionen-Marke sinken, sagte der Chef der Nürnberger Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Mittwoch. Im Juni waren noch 3,153 Millionen Menschen arbeitslos, 88.000 weniger als im Mai.

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Foto: ddp, ddp

Die Arbeitslosigkeit lag damit auf dem niedrigsten Stand in einem Juni seit 1992. "Die Chance ist da", sagte Weise zu einem möglichen Absinken der Arbeitslosenzahl auf unter drei Millionen im Juli. Zuletzt gab es im November 1992 weniger als drei Millionen Arbeitslose. Außerdem sei inzwischen "relativ sicher", dass die Arbeitslosenzahl im Jahresdurchschnitt unter den bisher erwarteten 3,4 Millionen liegen wird, sagte Weise.

Dennoch warnte der BA-Chef erneut vor zu viel Optimismus. "Die Lage ist tatsächlich besser als befürchtet, sie ist aber noch unsicher." So gebe es für die weitere wirtschaftliche Entwicklung gerade mit Blick auf das kommende Jahr erhebliche Risiken. "Es ist nicht so, dass im Moment ein Aufschwung stattfindet, der diese Wirtschaftskrise völlig ausradiert."

Hauptgrund für die günstige Entwicklung im Juni war neben der üblichen Frühjahrsbelebung, die zu mehr Anstellungen in Außenberufen führt, die wirtschaftliche Erholung. Gegenüber dem Juni des Vorjahres verringerte sich die Zahl der Jobsuchenden demnach um 257.000. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,5 Prozent, nach 7,7 Prozent im Mai.

Auch saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit, hier lag der Rückgang bei 27.000. Ein positiver Effekt ist laut Arbeitsmarktexperten der Anstieg von Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. So stieg die Erwerbstätigkeit nach den jüngsten vorliegenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom April auf Mai um 164.000 auf 40,28 Millionen. Dies waren 67.000 mehr als im Jahr davor.

Nach einer BA-Hochrechung lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im April bei 27,5 Millionen, was eine Zunahme um 118. 000 gegenüber dem Jahr davor bedeutet. Allerdings stieg alleine die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Teilzeitbeschäftigung, die Zahl der Vollzeitbeschäftigten sank weiter.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erklärte, die Entwicklung sei stabil positiv, aber noch nicht dynamisch. Der Arbeitsmarkt sei damit in etwa auf dem Niveau vor der Krise angelangt. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) erklärte, mit der Besserung am Arbeitsmarkt erhalte die konjunkturelle Erholung ein breiteres und festeres Fundament.

Die SPD-Arbeitsmarktexpertin Anette Kramme warf von der Leyen vor, mit ihrer gegenwärtigen Politik die Erfolge zu gefährden. "Das Sparpaket mit massiven Kürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik wird desaströse Folgen für die Arbeitslosenstatistik im kommenden Jahr haben." Wie Kramme forderte auch die Grünen-Arbeitsmarktexpertin Brigitte Pothmer von der Leyen auf, Maßnahmen wie Umschulungen und Weiterbildungen nicht einzuschränken, sondern zu intensivieren.

Die Arbeitsmarktexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, erklärte, die günstige Entwicklung rechtfertige keine Einsparungen. Vielmehr gefährde das Sparpaket der Bundesregierung eine nachhaltige Erholung.

(DDP/apn/das)
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