Eon und RWE teilen Strommarkt auf Verbraucherschützer sind bei Innogy-Zerschlagung skeptisch

Essen · Die Branchenriesen zerschlagen die RWE-Tochter Innogy: Eon wird zum Netzkonzern, RWE zum größten Ökostromanbieter. Doch die Verbraucherschützer sind skeptisch.

Die Unternehmenszentrale von Innogy (Archivbild).

Die Unternehmenszentrale von Innogy (Archivbild).

Foto: dpa, bt tba

Der deutsche Strommarkt wird radikal umgebaut: Die Marktführer Eon und RWE wollen die RWE-Tochter Innogy untereinander aufteilen. Eon erhält das lukrative Geschäft mit Verteilnetzen und das Vertriebsgeschäft. RWE bekommt im Gegenzug das Ökostromgeschäft von Innogy und Eon. Das teilten die Konzerne vor Sitzungen ihrer Aufsichtsräte mit.

Damit wird der Braunkohlekonzern zum größten Ökostromanbieter und baut seine Position als größter Stromerzeuger in Deutschland aus. Eon wird nach 2022, wenn der letzte Atommeiler abgeschaltet wird, überhaupt keinen Strom mehr erzeugen, sondern wird zur größten Netzgesellschaft und zum größten Stromvertreiber in Deutschland.

40.000 Mitarbeiter betroffen

Das Unternehmen Innogy, das 2016 als Abspaltung von RWE gegründet und an die Börse gebracht wurde, soll vom Markt verschwinden. 40.000 Mitarbeiter sind betroffen.

In einem ersten Schritt übernimmt Eon den 77-Prozent-Anteil, den RWE noch an der Innogy hält. Zugleich macht Eon den übrigen Innogy-Aktionären ein Angebot: Sie sollen ihre Aktien für 40 Euro an Eon verkaufen. Derzeit steht die Aktie bei 35 Euro. Im Gegenzug erhält RWE eine Beteiligung von 16,7 Prozent an Eon.

Dafür muss der Erwerber im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Aktien ausgeben. Zudem erhält RWE noch die Minderheitsbeteiligung von Eon an zwei Atomkraftwerken. Die Preussenelektra, der die drei übrigen Meiler gehören, bleibt bei Eon.

Kommunen kündigen Widerstand an

Die Gewerkschaften wurden überrascht und wollten sich nicht äußern. Insbesondere bei Innogy drohen Hunderte Jobs wegzufallen, vor allem in Verwaltungs- und Vertriebsfunktionen, die es bei Eon und Innogy doppelt gibt. Betroffen dürften Essen und Dortmund sein. In Essen haben alle drei Konzerne ihren Sitz. In Dortmund sitzen die Netztochter von Innogy und wichtige Vertriebsabteilungen.

Die Kommunen, die rund ein Viertel der RWE-Aktien halten, kündigten Widerstand an. Sie sollen mit Sozialplanmaßnahmen und der Aussicht auf gute Dividenden eingefangen werden, heißt es.

Auch Verbraucherschützer sind besorgt. "Der deutsche Strommarkt leidet immer noch unter zu wenig Wettbewerb. Zum Beispiel kommt der niedrige Börsenpreis nicht bei den Verbrauchern an. Deshalb ist es eine schlechte Nachricht, wenn Wettbewerber verschwinden", sagte Klaus Müller, Chef des Verbraucherzentralen-Verbands. Er rät: Verbraucher sollten stärker bereit sein, ihren Anbieter zu wechseln.

Politik reagiert positiv

Die Politik reagiert dagegen positiv und verweist auf die langfristigen Vorteile: "Damit haben wir auch im internationalen Wettbewerb zwei leistungsstarke Unternehmen. Das ist gut für Arbeitsplätze, auch in Nordrhein-Westfalen", sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) unserer Redaktion.

Zugleich mahnte er die Sicherung der Jobs an: "Die Interessen der Beschäftigten sind bei allen Strukturentscheidungen von größter Bedeutung." Er habe mit den Verantwortlichen in Unternehmen und Gewerkschaften bereits am Wochenende über die Sicherung des Standorts und der Arbeitsplätze gesprochen. "Erfolgreich lässt sich der neue Weg nur mit den Gewerkschaften und den Beschäftigten gestalten."

Auch der künftige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist zuversichtlich: "Es handelt sich um eine unternehmerische Entscheidung. Sie macht deutlich, dass die großen Energieversorger sich auf die Energiewende einstellen und neue Geschäftsmodelle etablieren."

(anh / may-)
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