Gewerkschaft Jörg Hofmann mit Spitzenergebnis zum IG-Metall-Chef gewählt

Frankfurt/M. · Der Baden-Württemberger Jörg Hofmann ist seit Dienstag einflussreichster Gewerkschafter des Landes. Der 59-Jährige wurde von den Delegierten im Torhaus der Frankfurter Messe mit 91,3 Prozent zum neuen Chef der IG Metall gewählt - ein äußerst stattliches Ergebnis.

 Jörg Hofmann steht bis 2019 an der Spitze der IG Metall.

Jörg Hofmann steht bis 2019 an der Spitze der IG Metall.

Foto: dpa

Hofmann löst den Siegener Detlef Wetzel ab, der nach seiner zweijährigen Amtszeit nicht noch einmal angetreten war.

Mit Spannung war die Abstimmung erwartet worden. Denn bei dem Gewerkschaftstag vor zwei Jahren hatten die Delegierten sowohl Wetzel als auch Hofmann einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Wetzel schaffte damals nur 75,5 Prozent, Hofmann kam auf 77,7 Prozent. Auslöser war nach Einschätzung von Beobachtern der radikale Umbau der IG Metall, den Wetzel zu verantworten hatte.

Dass auch Hofmann abgestraft wurde, könnte daran gelegen haben, dass die NRW-Delegierten ihm nach der Klatsche für "ihren Detlef" die Gefolgschaft versagten. Immerhin ist NRW mit rund einem Viertel der Delegierten der größte Block bei Gewerkschaftstagen.

Die Schmach von 2013 hat Hofmann mit dem hervorragenden Votum vergessen gemacht. Der versierte Tarifpolitiker steht vor enormen Aufgaben. Er beginnt seine Amtszeit inmitten der VW-Krise. In der Metall- und Elektroindustrie ist die Sorge vor einer Sogwirkung des Abgasskandals und der dadurch drohenden massiven Stellenstreichungen enorm. Zudem wird sich Hofmann mit den Themen Digitalisierung und Werkverträgen auseinandersetzen müssen.

Und er wird die Mitgliederwerbung weiter vorantreiben müssen. Die IG Metall ist zuletzt dazu übergegangen, in Branchen anderer Gewerkschaften zu wildern. Das hatte im Bereich der Transportlogistik zu Konflikten mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi geführt.

Erstmals bekommt ein IG-Metall-Chef mit Christiane Benner eine weibliche Stellvertreterin. Ihr Ergebnis fiel mit 91,9 Prozent der Stimmen sogar noch besser aus. Nach einem ungeschriebenen IG-Metall-Gesetz rückt die Zweite Vorsitzende auf, wenn der Erste Vorsitzende nicht mehr antritt.

Die Schau in puncto Ergebnis stahl allerdings Hauptkassierer Jürgen Kerner dem neuen Führungsduo: Er schaffte sagenhafte 98,5 Prozent. Tagungsleiterin Birgit von Garrel sprach belustigt von einem "sozialistischen Ergebnis".

(maxi)
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