Vier Vorstandsmitglieder scheiden aus Kahlschlag bei der Deutschen Bahn

Berlin (RPO). Der neue Vorstandschef Rüdiger Grube räumt bei der Bahn auf: Vier Vorstandsmitglieder müssen ihren Hut nehmen. Die Manager waren allerdings nicht in die Datenaffäre verwickelt. Jetzt ist der Weg für einen Neuanfang frei.

Das ist Rüdiger Grube
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Margret Suckale, Norbert Bensel, Norbert Hansen und Otto Wiesheu werden den Vorstand der Deutschen Bahn zum 31. Mai verlassen. Aufsichtsratschef Werner Müller und der neue Vorstandschef Rüdiger Grube ließen diese Bombe am Mittwoch während einer Pressekonferenz platzen. Nachfolger sind noch nicht bekannt.

Außerdem verlieren auch der Leiter der Konzernrevision, Josef Bähr, sein Kollege von der Konzernsicherheit, Jens Puls, und der Chef der Compliance-Abteilung, der frühere Frankfurter Staatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner, ihre Jobs. Schließlich beendet die Bahn den Vertrag mit dem Rechtsanwalt Edgar Joussen, der für sie als Ombudsmann tätig war.

Müller erklärte, in der Affäre sei "seit Jahren wiederholt und breitflächig" gegen rechtliche Regeln verstoßen worden. In Einzelfällen gebe es eine strafrechtliche Relevanz. Jedes Vorstandsmitglied habe dem Aufsichtsrat aber glaubhaft versichert, "weder veranlassend, noch mitwissend, noch tolerierend in irgendeiner Weise" in die Datenaffäre verstrickt gewesen zu sein. Keinem der Spitzenmanager sei "ein aktives, persönliches Fehlverhalten" vorzuwerfen, sagte Müller.

Der neue Bahnchef Rüdiger Grube sieht in dem personellen Kahlschlag eine Chance: "Fehlverhalten kann und werde ich nicht tolerieren, deshalb brauchen wir einen Neuanfang." Im Zuge der Neuaufstellung des Vorstandes würden die beiden Personalressorts vereint. Die neu zu besetzenden Posten sollen "zeitnah" bekannt gegeben, sagte er.

Ermittler legen Bericht vor

Neben der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG legten in der Sitzung auch die von den Gewerkschaften bestimmten Ermittler Herta Däubler-Gmelin und Gerhart Baum ihren Bericht vor. Sie sollten herausfinden, wo die Verantwortlichkeiten in der Affäre liegen, in der jahrelang heimlich Daten von 170.000 Mitarbeitern abgeglichen und E-Mails kontrolliert worden waren.

Die Vorgänge, die nicht mit den Arbeitnehmervertretern abgesprochen worden waren, sorgten für eine Welle der Empörung. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Hartmut Mehdorn, der von den Vorgängen nach eigenen Angaben nichts gewußt hat, war im Zuge der Affäre aufgrund des zunehmenden öffentlichen Drucks zurückgetreten.

Der 61-jährige Bensel war während der Datenaffäre Personalvorstand und ist jetzt für Logistik zuständig; der 64 Jahre alte Wiesheu ist seit 2005 verantwortlich für Wirtschaft und politische Beziehungen. Er war zuvor bayerischer Wirtschafts- und Verkehrsminister. Der frühere Transnet-Chef Hansen scheidet den Angaben zufolge aus gesundheitlichen Gründen aus. Personalchefin Suckale wechselt zu BASF.

(AP)
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