Nach gescheiterten Verhandlungen Chaos um Tengelmann-Zerschlagung

Mülheim · Die Einigungsgespräche zwischen Kaiser's Tengelmann, Edeka und Rewe sind gescheitert, die Zerschlagung und den Einzelverkauf der Filialen der Supermarktkette hat Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub für kommende Woche angekündigt. Dennoch wollen immer noch nicht alle das Handtuch werfen.

 Sollten die Filialen von Kaiser's Tengelmann in den Einzelverkauf kommen, drohen massive Jobverluste.

Sollten die Filialen von Kaiser's Tengelmann in den Einzelverkauf kommen, drohen massive Jobverluste.

Foto: dpa, pdz gfh

"Die Zukunft von 16.000 Menschen darf nicht aufs Spiel gesetzt werden", sagt Verdi-Vorstand Stefanie Nutzenberger. Man werde "auch jetzt noch alles daran setzen, eine Zerschlagung des Unternehmens" zu verhindern. Dass die Gespräche, mit denen eine Einigung innerhalb der Ministererlaubnis erreicht werden sollte, gescheitert sind, sei nicht nachvollziehbar.

Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel wolle nach Absprache mit Angela Merkel einen letzten Versuch starten, die Beteiligten wieder an den runden Tisch zu bekommen, berichtet der "Tagesspiegel" aus Verdi-Kreisen.

Bis zum Beginn des Abverkaufs der Kaiser's-Filialen bleibt es theoretisch möglich, dass Rewe die gemeinsam mit Norma und Markant beim Oberlandesgericht Düsseldorf eingereichte Klage gegen die Ministererlaubnis für die Übernahme durch Edeka zurücknimmt — Haub spricht von einem "kleinen Zeitfenster". In diesem Fall könnte es doch noch zu einer Komplettübernahme der Tengelmann-Filialen durch Edeka kommen, die allen 16.000 Mitarbeitern kartellrechtlich die tarifgebundene Weiterbeschäftigung garantiert.

Doch das scheint angesichts der zerstrittenen Parteien wenig wahrscheinlich. Die Mitarbeiter befürchten nach der Ankündigung Haubs das Schlimmste. Noch vor einer Woche sei man wieder voller Hoffnung gewesen, die Einigung könnte zustande kommen. "Wir waren guter Dinge, jetzt sind wir am Boden zerstört", sagte Rainer Schroers, Kaiser's-Betriebsratsvorsitzende für NRW, den "Ruhr Nachrichten". Er spricht von einem "Horrorszenario".

Neben der Zerschlagung kündigt Haub auch Verhandlungen über einen Sozialplan für die Mitarbeiter aus unlukrativen Filialen an, die im Einzelverkauf keine Chance hätten. Der Tengelmann-Chef spricht immer wieder von "der Hälfte" der Arbeitnehmer, denen der der Verlust ihrer jetzigen Stelle droht. In Nordrhein-Westfalen gibt es 125 Filialen. Bei einer Zerschlagung würden zudem das Logistikzentrum und eine Metzgerei in Viersen aufgelöst.

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