Mega-Fusion bei Supermärkten Kauft Edeka Plus noch 2008?

Düsseldorf (RP). Die Fusion der Tengelmann-Sparte Plus und der Edeka-Tochter Netto scheint unter Dach und Fach. Laut Tengelmann soll der Verbund zum 1. Januar starten. Fraglich bleibt, wer Tengelmann die übrigen Plus-Filialen abkaufen darf.

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Foto: Plus

Edeka bläst zum Angriff auf Aldi und Lidl: Der Lebensmittelhändler bekräftigte gestern sein Ziel, bis 2010 bundesweit rund tausend neue Supermarkt- und Discounterfilialen zu eröffnen und dafür bis zu 25.000 zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Auch die Übernahme der Tengelmann-Tochter Plus ­ ein wichtiger Teil der Expansionsstrategie ­ scheint unter Dach und Fach.

Nachdem das Kartellamt Bedenken angemeldet und die lange geplante Fusion von Plus mit der Edeka-Tochter Netto hinausgezögert hatte, soll der Zusammenschluss nun zu Jahresbeginn über die Bühne gegangen sein. "Zum 1. Januar 2009 müsste die Integration möglich sein”, sagte Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz der Gruppe.

Jedoch darf Edeka nicht alle der 2800 deutschen Plus-Geschäfte in Netto-Filialen umwandeln. Gut 300 Filialen muss Tengelmann an einen externen Interessenten abgeben, um eine zu starke Machtkonzentration zu vermeiden. Welcher dieser externen Interessenten die Filialen bekommt, ist unklar. Dem Kartellamt liegen laut Haub zwei Strategiepapiere vor. Eines sieht den Verkauf der Plus-Filialen an die Kölner Rewe-Gruppe vor. Haub zufolge ist die Präferenz für diese Option beim Kartellamt größer, weil dann ein stärkeres Gegengewicht entstehe.

Bei der zweiten Option würden die Discounter Norma, Netto Stavenhagen und andere kleinere Wettbewerber die Filialen unter sich aufteilen. Andere Niederlassungen müssten geschlossen werden. Die Wettbewerbsbehörde wolle erreichen, dass höchstens 35 bis 40 Plus-Niederlassungen dichtgemacht würden, sagte Haub. Die Zahl von 50 bedrohten Filialen, die zuletzt kursierte, sei "zu hoch”, betonte der Tengelmann-Chef.

Seine ausländischen Plus-Filialen will Tengelmann vorerst behalten. Das Auslandsgeschäft wird für die Mülheimer immer wichtiger, um die schwächelnde Inlandsbilanz auszugleichen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 (per Ende April) stagnierten in Deutschland die Erlöse.

Insgesamt verbuchten Plus, der Textildiscounter KiK, die Baumarktkette Obi und die Supermärkte Kaiser‘s Tengelmann ein Umsatzplus von 2,5 Prozent auf knapp 20 Milliarden Euro. Obi habe mit dem Wegfall der Eigenheimzulage und der höheren Mehrwertsteuer erhebliche Probleme am Heimatmarkt, sagte Haub. Der Auslandsanteil soll deshalb in rund zwei Jahren auf 50 von derzeit 43 Prozent wachsen.

In Deutschland sei eine Konsolidierung zu erwarten. Für den Handel insgesamt zeichnete Haub kein positives Bild. Er erwarte das schlechteste Weihnachtsgeschäft für die Branche seit einigen Jahren, sagte der Tengelmann-Chef. "Wir werden in eine Rezession gehen, alle Anzeichen deuten darauf hin”, so Haub über die Auswirkungen der Finanzmarktkrise. Dass die Realwirtschaft nun über Jahre hinweg die Folgen "unverantwortlicher Zockerei ausbaden” müsse, mache ihn "verdammt ärgerlich”, so Haub wörtlich.

Die Krise sei eine "Blamage für die Marktwirtschaft” und bestätige ihn in konservativen Geschäftsprinzipien. Er werde Investitionen in nächster Zeit noch gründlicher überdenken. Und den Gewinn aus dem Verkauf der Plus-Filialen will der Tengelmann-Chef vorsorglich zu den Firmen-Reserven legen ­ für schlechte Zeiten.

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