Umzugsunternehmer Klaus Zapf ist tot Er war der wohl schrägste Millionär Deutschlands

Berlin · Klaus Zapf war ein mehr als eigenwilliger Unternehmer. Der Mann aus dem linken Milieu um Rudi Dutschke baute ein europaweit agierendes Transportimperium auf. Ihren Anfang nahm seine Erfolgsgeschichte mit der Flucht vor dem Wehrdienst, mit gerade mal zwei Plastiktüten in der Hand.

Ob prominent oder Student: Mit den Kartons von Klaus Zapf sind schon viele einmal umgezogen. Der Berliner Umzugsunternehmer, der mit seinem langen Bart als Sympathisant der Linken und gelegentlicher Talkshow-Gast weit über die Stadtgrenzen Berlins hinaus bekannt war, ist tot. Der Firmengründer starb im Alter von 62 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts, wie sein Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Seine 1975 im grün-alternativen Milieu Berlins entstandene Firma baute Zapf, der nie einen Führerschein besaß, mit heute 600 Mitarbeitern zu einem Transportimperium mit rund 60 000 Kunden aus.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nannte Zapf einen "politischen Menschen", der aus seinen Überzeugungen keinen Hehl gemacht habe. Vor allem bei der beruflichen Bildung habe er sich engagiert.

Der in Eppingen in Baden-Württemberg aufgewachsene Spediteur war mit zwei Plastiktüten auf der Flucht vor dem Wehrdienst in den Westen Berlins gezogen und wollte Jura studieren. Er brach das Studium ab und hielt sich zunächst mit Kneipenjobs über Wasser. Mit einem Kleintransporter übernahm Zapf dann zunächst Entrümpelungen und beförderte Klaviere.

Sein erster Umzug ging von der Neuköllner Niemetzstraße nach Hamburg. Zum Glück habe es auf der DDR-Transitstrecke nicht geregnet. Sonst wäre er sofort pleite gewesen, sagte er einst in einem Interview. Auch den Rat eines Bankmitarbeiters habe er bald beherzigt, erst einmal eine Bilanz lesen zu lernen.

Aus "Westberlins bestem Umzugskollektiv" (Eigenwerbung) mit einer blauen Kugel als Firmenlogo und dem lateinischen Motto "Mens agitas molem" ("Der Geist bewegt die Masse") wurde bald ein konkurrenzfähiges Unternehmen.

Sein Äußeres tat dem Geschäft keinen Abbruch: "Wenn du Wurst verkaufst, musst du aussehen wie die Wurst. Ich sehe aus wie die Wurst - umzugstechnisch", sagte er. Er lebte in einer kleinen Wohnung auf dem Firmengelände. Von seinem Geschäftsführer ließ er sich nur so viel Geld auszahlen, wie er zum Leben benötigte.

Als Altlinker, vor dessen Firmenzentrale heute eine Lenin-Statue steht und der seinen Schreibtisch mit einer Marx-Büste schmückte, erwarb sich Zapf auch den Ruf als "Prozesshansl". Mit seiner Firma Pomoschnik Rabotajet GmbH, was auf russisch "Der Helfer arbeitet" bedeutet, überzog er Aktiengesellschaften mit Gerichtsverfahren, wenn er Unrecht witterte. Er wolle damit den Aktien-Streubesitz mehren.
2007 wurde er vom Frankfurter Landgericht wegen "Rechtsmissbrauchs" zu Schadensersatz verurteilt.

Zwar wurde Zapf Millionär, sein Konto sei voll, bekannte er in der "Harald Schmidt Show". Dennoch zog er eine nüchterne Lebensbilanz. Er sei gescheitert, "moralisch und ideell total an die Wand gefahren", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Sein letzter Umzug, so sagte er, solle auf den Friedhof in Eppingen gehen, an dem er schon als Kind vorbeispazierte.

(dpa/RP)
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