Umfrage des Handelsverbands Kleidung verliert, Online gewinnt im Einzelhandel

Düsseldorf · Weniger Kunden in den Innenstädten, verspätete Sommertemperaturen und das ausbleibende Herbstwetter machen 2016 zu einem Saure-Gurken-Jahr die Bekleidungsbranche.

 Trotz Rabatten: In den Innenstädten sieht es oft leer aus.

Trotz Rabatten: In den Innenstädten sieht es oft leer aus.

Foto: dpa, jew cul wst

Laut einer Umfrage des Handelsverband Deutschland (HDE) unter 1100 Unternehmen aller Branchen, Größen und Standorte verzeichneten Einzelhändler für Kleidung schon im ersten Halbjahr 2016 ein Umsatzminus von 1,5 Prozent. 41 Prozent der Kleidungshändler berichteten von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

"Dieser Umsatz lässt sich nicht wieder aufholen", sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE. Kaum jemand habe Lust, sich bei 34 Grad eine Daunenjacke zu kaufen. Dabei liegt die Herbstmode bereits seit Wochen in den Schaufenstern. Laut Genth müssen die Kleidungshändler sich besser anpassen und unabhängig von den gewohnten saisonalen Zyklen das verkaufen, was die Kunden wollen — am besten auch online.

"Die Entwicklung des Einzelhandels in den Innenstädten ist schlechter als an anderen Standorten", sagt Genth. 41 beziehungsweise 40 Prozent aller befragten Händler in Innenstadt- und Innenstadtnebenlage berichteten eine Verschlechterung der Geschäftslage, in Einkaufszentren sind es sogar 44 Prozent. Dabei sei die Lage in Stadtmitten und den meist dort befindlichen Einkaufszentren noch immer "Premium". Neben dem Wetter mache lediglich die abnehmende Kundenfrequenz den Geschäften zu schaffen: "Wenn die Kunden kommen, kaufen sie immer noch genauso viel." Ein Blick über den Tellerrand des stationären Handels zeigt, wie die Modegeschäfte ihre Aussichten verbessern könnten.

Umsatzplus von elf Prozent prognostiziert

Den Umsatz der Einzelhändler im Online-Handel prognostiziert der Handelsverband auf Basis der aktuellen Umfrage auf 44 Milliarden Euro, ein dickes Plus von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 53 Prozent aller Multichannel-Händler, also Geschäfte, die neben einer Ladenfläche auch einen Onlineshop haben, rechnen für das laufende Jahr mit einer Umsatzsteigerung, nur neun Prozent mit einem Rückgang. Zum Vergleich: Im gesamten Einzelhandel erwarten 35 Prozent der Befragten 2016 einen Umsatzverlust.

Gerade die Kleidungshändler müssen Genth zufolge ihre Warenwirtschaft digitalisieren und dürfen Kunden, die den gewünschten Pullover nicht in der richtigen Farbe vorfinden, nicht einfach gehen lassen. So ließe sich ein neuer Vertriebsweg erschließen, indem man neben dem Ladenlokal auch ein Online-Angebot schafft, dass es Kunden ermöglicht, von Zuhause aus Kleidung in den Laden zu bestellen, um sie dort anzuprobieren und zu kaufen.

Auch ein Bonusprogramm, das den Besuch im stationären Geschäft belohnt, sei denkbar. Vor der Wetterabhängigkeit bleibt allerdings auch der Online-Kleidungshandel nicht verschont. Um dem entgegenzuwirken reiche es allerdings nicht aus, wenn sich nur der Handel anpasst, erklärt Genth: "Auch die Industrie muss flexibler werden und aus alten Saisonrhythmen ausbrechen."

Lebensmittelhandel und Elektronik-Händler profitieren

Zu den unbestrittenen Gewinnern im Einzelhandel zählt der Lebensmittelhandel, die Hälfte der Betriebe gab eine Verbesserung der Lage an. Obenauf sind auch die Elektronik-Händler: 42 Prozent spricht von einer Verbesserung, nur 15 Prozent von einer Verschlechterung der Verhältnisse.

Angesichts der im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im gesamten Einzelhandel um 2,6 Prozent gestiegenen Umsätze in der ersten Hälfte des laufenden Jahres hob der Verband seine Prognose an. Er erwartet für 2016 ein Plus von 2,5 Prozent und damit 485,7 Milliarden Euro Umsatz (Vorjahr: 473,9 Mrd).

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