Gegner rufen zum Boykott auf Krach bei Ärzten um Gesundheitskarte

Berlin (RP). Bei den Ärzten in Nordrhein ist ein heftiger Streit um die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte ausgebrochen. Auf dieser Karte sollen künftig ein Foto des Versicherten erscheinen und zahlreiche Patientendaten gespeichert werden.

Daten, Kosten, Sicherheit - die Fakten zur Gesundheitskarte
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Foto: AP

Anlass des Streits ist das "Rheinische Ärzteblatt", die offizielle Zeitschrift von Ärztekammer und Kassenärztlicher Vereinigung (KV), das eine Anzeige zweier Ärzteorganisation gekippt hat.

Die Karten-Gegner wollten ihre Kollegen auffordern, sich die Kartenlesegeräte nicht anzuschaffen und damit die Einführung der Karte zu verhindern. "Das halten wir für eine gravierende Verletzung der Demokratie innerhalb der ärztlichen Vertreterorgane", kommentierte Matthias Jochheim, Vize-Chef der international arbeitenden Ärzteorganisation IPPNW, die Stornierung der Anzeige.

Ein Sprecher der Ärztekammer verteidigte das Vorgehen: "Im Rheinischen Ärzteblatt schalten wir grundsätzlich keine politischen Anzeigen." Lediglich vor Kammer-Wahlen dürften die Ärztegruppen Werbung für sich machen.

Die Ärztekammer räumte allerdings auch ein, dass eine ähnliche Anzeige, wie die nun stornierte, im März erschienen sei. "Das war ein Fehler", sagte der Sprecher.

Bis Ende August soll mehr als ein Drittel der Praxen über ein Lesegerät verfügen. KV-Chef Leonhard Hansen sieht die radikalen Karten-Gegner in der Minderheit. Der Aktion der Freien Ärzteschaft, sich bei der KV schriftlich gegen die Einführung der Karte zu wenden, hätten von 18 000 Ärzten nur 2000 mitgemacht.

Trotz des Streits sieht AOK-Chef Wilfried Jacobs die termingerechte Einführung der Karte nicht gefährdet: "Wir werden sie zum 1. Oktober einführen. Die, die dagegen kämpfen, sind Außenseiter."

(RP)
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