Britischer Süßwarenhersteller Kraft kauft Cadbury für 19,6 Milliarden Dollar

London (RPO). Nach langem Ringen hat der britische Süßwarenhersteller Cadbury einer Übernahme durch den US-Rivalen Kraft Foods für umgerechnet 19,6 Milliarden Dollar zugestimmt. Die zuletzt nachgebesserte Kraft-Offerte bewerte Cadbury mit 840 Pence je Aktie, teilten die Briten mit.

 Kraft will je Aktie 500 Pence in bar sowie 0,1874 neue Kraft-Aktien bezahlen.

Kraft will je Aktie 500 Pence in bar sowie 0,1874 neue Kraft-Aktien bezahlen.

Foto: AP, AP

Nach einer monatelangen Übernahmeschlacht um den britischen Süßwarenhersteller Cadbury entsteht eine neue weltweite Nummer eins in der Lebensmittelindustrie. Der US-Konzern Kraft Foods einigte sich mit Cadbury auf eine Übernahme, wie die beiden Unternehmen am Dienstag mitteilten. Kraft hatte sein Angebot für den Konkurrenten zuvor deutlich erhöht.

Kraft, das unter anderem Milka und Toblerone produziert, will für Cadbury nun 11,5 Milliarden Pfund (gut 13 Milliarden Euro) in Bargeld und Aktien zahlen. Der Vorstand des britischen Schokoladenherstellers, der die alte Offerte über 10,5 Milliarden Pfund wiederholt als "lächerlich" zurückgewiesen hatte, empfahl seinen Aktionären nun, das neue Angebot anzunehmen.

Mit der Übernahme von Cadbury überholt Kraft, bislang die weltweite Nummer zwei in der Lebensmittelindustrie, den Branchenprimus Nestlé. "Kraft Foods glaubt, dass die Zusammenarbeit mit Cadbury das Potenzial für deutliche Kosteneinsparungen und Synergien bietet, von denen die Cadbury-Anteilseigner profitieren werden", erklärte der US-Konzern.

Für Cadbury endet damit eine traditionsreiche Unternehmensgeschichte von über 180 Jahren. Der bislang nach Mars weltweit zweitgrößte Schokoladenkonzern geht auf einen kleinen, 1824 im zentralenglischen Birmingham gegründeten Lebensmittelladen zurück. Cadbury vertreibt über 40 Marken, darunter die vor allem in Großbritannien sehr erfolgreichen Schokoriegel Dairy Milk, die Halls-Bonbons und Hollywood-Kaugummi.

Cadbury beschäftigt weltweit 45.000 Menschen, in Großbritannien und Irland arbeiten 5600 Beschäftigte. Gewerkschaften haben vor einem massiven Stellenabbau bei Cadbury gewarnt, durch den Kraft Schulden aus der Übernahme abbauen könnte. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte am Dienstag in London, seine Regierung werde sich für den Erhalt der Arbeitsplätze bei dem britischen Süßwarenriesen einsetzen.

An Cadbury war bis zuletzt auch der US-Konzern Hershey interessiert. Es wurde erwartet, dass er diese Woche ein Angebot über umgerechnet 12,5 Milliarden Euro für den britischen Schokoriesen vorlegt. Mit Spannung erwartet wurde nun, ob Hershey das Angebot noch einmal nachbessert, um Kraft doch noch zu übertrumpfen und die Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. Spekuliert wurde zudem über ein gemeinsames Angebot von Hershey mit dem italienischen Süßwarenkonzern Ferrero. Auch der Schweizer Konzern Nestlé hatte eine Übernahme von Cadbury erwogen, sich aus dem Rennen aber zurückgezogen.

Kraft will je Aktie 500 Pence in bar sowie 0,1874 neue Kraft-Aktien bezahlen. Zudem sollen Cadbury-Aktionäre zehn Pence je Papier über eine Sonderdividende erhalten. Das abschließende Angebot entspricht dem 13-fachen Wert des Ebitda von Cadbury aus dem vergangenen Jahr.

Das Angebot stelle einen guten Wert für die Cadbury-Aktionäre dar, sagte Cadbury-Verwaltungsratschef Roger Carr. Kraft werde 265 Millionen neue Aktien ausgeben, um die Offerte zu finanzieren.

Cadbury hat sich seit September, als Kraft mit einem Angebot überraschte, vehement gegen eine Übernahme gewehrt und dies mit dem zu niedrigen Kaufpreis begründet. Ursprünglich hatte Kraft 300 Pence sowie 0,2589 neue Kraft-Aktien geboten. Damals entsprach das einem Wert von 745 Pence je Aktie.

Die Aktionäre müssen die Übernahme nun absegnen. Cadbury-Anteilseigner haben dafür bis 2. Februar Zeit. Die Cadbury-Aktie stieg in London um 3,7 Prozent auf 837 Pence.

(RTR/AFP/csr)
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