Piloten-Streik in München Das müssen Lufthansa-Passagiere am Mittwoch wissen

Frankfurt/München · Die Lufthansa-Piloten wollen am Mittwoch am zweitgrößten deutschen Flughafen, München, zwischen 10 Uhr und 18 Uhr die Arbeit niederlegen. Was müssen Flugreisende jetzt wissen? Wir geben einen Überblick.

Diese Rechte haben Reisende bei einem Flugbegleiter-Streik
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Foto: dapd, Mario Vedder

"Da das Lufthansa-Management bisher kein kompromissfähiges Angebot vorgelegt hat, sehen wir uns zu diesen weiteren Maßnahmen gezwungen", begründete Cockpit den geplanten Streik. Die Gewerkschaft sei aber jederzeit einigungsbereit, um Streiks abzuwenden.

Die Lufthansa reagierte mit "völligem Unverständnis" auf die Ankündigung. Nach dem Streik am Freitag in Frankfurt am Main, dem letzten Ferienwochenende in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, treffe die Arbeitsniederlegung in München nun "Heimreisende am Ferienende in Bayern", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Die Fluggesellschaft werde vom Streik betroffene Passagiere "so gut wie möglich betreuen" und vor Ort, im Internet und über SMS informieren. Tickets für ausfallende Flüge ließen sich kostenfrei umbuchen. Tickets für innerdeutsche Verbindungen könnten in Bahnfahrkarten umgetauscht werden. Die Lufthansa bittet Fluggäste, sich über www.LH.com zu informieren. Fragen und Antworten:

Worauf müssen sich Fluggäste einstellen?

"Für den Streikzeitraum ist mit erheblichen Beeinträchtigungen des Lufthansa-Flugbetriebs zu rechnen, vor allem auf Strecken von und nach München", heißt es auf der Lufthansa-Homepage. Im Netz finden Passagiere eine Liste der gestrichenen Flüge. Alle Fluggäste werden gebeten, sich vor Reiseantritt über den aktuellen Status ihres Fluges zu informieren. Passagiere, deren Flüge stattfinden, kalkulieren besser zusätzliche Zeit am Flughafen ein. Von dem Streik nicht betroffen sind Flüge der Lufthansa Group Fluggesellschaften, darunter Austrian Airlines, Brussels Airlines, Germanwings und SWISS sowie die Flüge der Air Dolomiti.

Welche Möglichkeiten haben betroffene Fluggäste?

Bei innerdeutschen Flügen, die aufgrund des Streiks ausfallen, dürfen Passagiere die Züge der Deutschen Bahn nutzen. Dafür müssen sie ihr Ticket im Internet oder an einem Check-in-Automaten der Lufthansa in eine Fahrkarte umwandeln, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Wer dafür keine Zeit habe, könne ein Bahnticket kaufen und es sich später erstatten lassen. Allerdings wird dabei der Wert des Flugtickets zugrunde gelegt - war das Bahnticket teurer, muss der Gast die Differenz selbst zahlen. Bei allen anderen Flügen können betroffene Gäste kostenfrei stornieren oder umbuchen, wenn ihr Flug wegen des Streiks gestrichen wurde.

Was passiert, wenn ich am Flughafen gestrandet bin?

Der Veranstalter oder die Fluggesellschaft muss gestrandete Kunden betreuen. Die Leistungen gemäß der EU-Fluggastrechteverordnung sind unabhängig davon, ob das Unternehmen für die Verspätungen oder Ausfälle von Flügen verantwortlich ist. Passagiere haben Anspruch auf Essen und Getränke, meist erhalten sie dafür Gutscheine. Verschiebt sich der Flug auf einen anderen Tag, muss die Airline oder der Veranstalter die Übernachtung in einem Hotel übernehmen.

Wie komme ich trotz des Streiks an mein Reiseziel?

Die Fluggesellschaft oder der Veranstalter hat die Pflicht, so schnell wie möglich eine Ersatzbeförderung zu organisieren. Kunden können diese per Telefon oder am Schalter des Unternehmens am Flughafen fordern. Ab der fünften Verspätungsstunde hat der Fluggast das Recht, sein Flugticket zurückzugeben und sich die Kosten erstatten zu lassen. Damit ist die Airline jedoch aus allen Pflichten entlassen.

Was bedeutet Ersatzbeförderung genau?

Die Fluggesellschaft oder der Reiseveranstalter müssen ihre Passagiere schnellstmöglich ans Ziel bringen. Verschiebt sich der Flug durch den Streik nur um wenige Stunden, kann es laut Degott reichen, zu warten, bis der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird. Dauert es länger, müssen die Airlines und Reisveranstalter die Kunden zum Beispiel mit der Bahn oder Bussen zum gewünschten Ziel bringen, sofern das möglich ist.

Habe ich Anspruch auf eine Entschädigung?

Normalerweise steht Reisenden bei einem Flugausfall oder massiven Verspätungen laut der EU-Fluggastrechteverordnung eine Ausgleichszahlung zu. Das gilt jedoch nach derzeitiger Rechtsprechung nicht, wenn höhere Gewalt vorliegt. Das ist laut Bundesgerichtshof bei Streiks der Fall. Eine Ausnahme: Der Passagier kann nachweisen, dass die Fluggesellschaft nicht alles getan hat, um die Streikfolgen abzumildern.

Wie sieht es bei einer Pauschalreise aus?

Bei einer Pauschalreise ist die Rechtslage laut Degott etwas anders. Hier stellt sich nur die Frage, ob der Veranstalter seine Leistungspflichten erfüllt hat. Die Gründe, warum dagegen verstoßen wird, spielen keine Rolle. Sitzen Reisende zum Beispiel zwei Tage am Flughafen fest, statt am Strand zu liegen, können sie den Reisepreis entsprechend mindern. Handelt es sich um eine Kurzreise, können sie sogar von der Reise kostenlos zurücktreten und den Reisepreis zurückfordern. Schadenersatz wegen vertaner Urlaubszeit gibt es jedoch nicht.

(dpa)
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