Lufthansa-Streik Union fordert neue gesetzliche Schritte gegen Streiks

Frankfurt/Düsseldorf · Obwohl die Lufthansa mehr Geld und längere Frührente anbietet, streikt Ufo auch am Dienstag weiter. Insgesamt sollen 136 Flüge ausfallen, in Düsseldorf wurden 14 Flüge annulliert. Unterdessen streitet Berlin über das Tarifrecht. Die Union fordert neue gesetzliche Schritte, um Streiks künftig eindämmen zu können.

Diese Rechte haben Reisende bei einem Flugbegleiter-Streik
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Foto: dapd, Mario Vedder

Die Flugbegleiter der Lufthansa haben ihren Streik trotz eines nachgebesserten Angebots der Fluggesellschaft auch am Dienstag am Düsseldorfer Flughafen fortgesetzt. Acht Abflüge und sechs Ankünfte seien am Morgen annulliert worden, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Darunter seien sowohl innerdeutsche Flüge als auch je ein Flug nach und von New York. Insgesamt seien am Dienstag 36 Verbindungen der Lufthansa geplant gewesen. Ob im Laufe des Tages weitere Flüge ausfallen, war am Morgen noch unklar.

Insgesamt hat die Gewerkschaft für Dienstag zu einem etwas abgeschwächten Arbeitskampf aufgerufen. An den zentralen Drehscheiben München und Frankfurt sollen nur die Langstreckenflieger bestreikt werden. Laut Lufthansa sollen insgesamt 136 Flüge mit 27.300 Passagieren ausfallen. Damit addiert sich die Zahl der seit Streikbeginn ausgefallenen Lufthansa-Flüge bereits auf mehr als 1800 mit knapp 240.000 betroffenen Passagieren.

Auch ein neues Tarifangebot, das das Unternehmen nach mehr als 900 ausgefallenen Flügen am Montag vorgelegt hat, konnte nicht verhindern, dass die Streiks fortgesetzt werden. "Unserem ersten Eindruck nach ist der Vorschlag eine Provokation", sagte Nicoley Baublies. Der Ufo-Chef kritisierte unter anderem das Gebaren der Lufthansa. So habe man erst durch die Medien von den Details des Angebots erfahren. "Wir werden es uns in Ruhe angucken. Die Streiks am Dienstag wird das aber nicht beeinflussen." Das wurde in einigen Kreisen sogar als gute Nachricht aufgefasst - hatte Ufo-Chef Baublies doch betont, bei erneuten Drohungen sei eine Verschärfung des Streiks möglich.

Die Lufthansa hatte ihr neues Tarifangebot an die seit Freitag streikenden Flugbegleiter nach einer Krisensitzung der Konzernführung nachgebessert. Um den laufenden Streik so schnell wie möglich zu beenden, habe man die Einmalzahlung beim Gehalt um 1000 auf 3000 Euro erhöht, teilten die Lufthansa-Vorstände Bettina Volkens und Karl Ulrich Garnadt mit. Auch sollen die Flugbegleiter wieder ab 55 mit den bisherigen Leistungen in den Vorruhestand gehen können - und nicht wie bislang vorgeschlagen ab 56. Neuen Flugbegleitern wolle man eine Altersversorgung auf dem Niveau anderer Dax-Konzerne anbieten. "Nach diesem nochmals verbesserten Angebot für alle 19.000 Flugbegleiter erwarten wir von der UFO jetzt ein klares Signal. Wir fordern die Gewerkschaft auf, ihren Streik nun unverzüglich zu beenden", sagte Karl Ulrich Garnadt.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Berlin diskutiert Tarifrecht

Die Union fordert angesichts des Lufthansa-Streiks neue gesetzliche Schritte zur Eindämmung von Ausständen der Spartengewerkschaften. "Wir fordern unverhältnismäßigen Arbeitskampfmaßnahmen einen Riegel vorzuschieben, damit weiterer Schaden vom Wirtschaftsstandort Deutschland abgewendet wird und das Chaos für die Passagiere endlich ein Ende hat", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer. "Es gilt, für zentrale Bereiche der Daseinsvorsorge, etwa im Luft- und Bahnverkehr, klare Vorschriften zu schaffen", sagte Pfeiffer.

In der Debatte über das Tarifeinheitsgesetz, das mittlerweile in Kraft ist, hatte die Union bereits entsprechende Vorschläge gemacht, war aber am Widerstand der SPD gescheitert. "Nun muss Bewegung in die Diskussion kommen, damit Spartengewerkschaften nicht weiter ganze Branchen und deren Kunden in Geiselhaft nehmen können", forderte Pfeiffer.

Wirtschaft rechnet mit Millionenkosten

Der Deutschen Wirtschaft könnten durch den Streik Kosten in Millionenhöhe entstehen. Nach Angaben des Industrie- und Handelskammertages (DIHK) kostet der Streik bei der Lufthansa die deutsche Wirtschaft viele Millionen Euro. "Je länger ein Streik dauert, desto größer die Produktionsstörungen", sagte DIHK-Geschäftsführer Martin Wansleben der "Passauer Neuen Presse". So würden kleine und hochwertige Bauteile häufig per Luftfracht transportiert. Ein kleiner fehlender Schalter könne die Fertigung einer ganzen Maschine stoppen.

"Wenn sich Luftverkehrsstreiks über Tage hinziehen, kann der Schaden auf 25 Millionen Euro pro Tag hinauslaufen", schätzte Wansleben.

Mit Material von dpa.

(mar)
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