Lufthansa Verhandlungen erneut gescheitert - weitere Streiks drohen

Frankfurt/Main · Der Pilotenstreik bei der Lufthansa flammt wieder auf. Passagiere müssen sich wieder auf Flugausfälle und Verschiebungen einstellen. Die Gewerkschaft will die Streiks vorher ankündigen.

 Erneut wurden die Gespräche bei der Lufthansa abgebrochen.

Erneut wurden die Gespräche bei der Lufthansa abgebrochen.

Foto: dpa, kk ms

Bei der Lufthansa stehen die Signale wieder auf Streik. Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" hat am Donnerstag die gerade wiederaufgenommenen Tarifverhandlungen erneut für gescheitert erklärt und weitere Streiks angekündigt. Ab wann gestreikt werden soll, gab die Gewerkschaft nicht bekannt. Man wolle die Passagiere aber vorwarnen.

Erst vor zehn Tagen hatte die VC die bereits geplante fünfte Welle des Pilotenausstands kurzfristig abgesagt und neue Verhandlungen mit dem Unternehmen zu den Übergangsrenten der rund 5400 betroffenen Flugzeugführer aufgenommen.

In diesen Gesprächen habe Lufthansa ihre Forderungen verschärft und damit den Konflikt eskaliert, lautet der Vorwurf der Gewerkschaft. Nach wie vor werde eine einheitliche Regelung für alle Piloten abgelehnt und stattdessen eine Übergangsversorgung in drei Klassen vorgeschlagen.

Für neue Piloten lehne das Management die soziale Verantwortung für einen vorzeitigen Ruhestand komplett ab. Dass sich Teilzeit verlängernd auf das mögliche Ausscheidealter auswirken solle, müsse als familienfeindlich angesehen werden, kritisiert die Gewerkschaft.

Die Lufthansa appellierte in einer ersten Reaktion an die Piloten, von erneuten Streiks abzusehen. Man habe in den Gesprächen Kompromissbereitschaft gezeigt und zu allen strittigen Punkten weitere Gespräche angeboten, erklärte ein Unternehmenssprecher.

In dem Tarifstreit geht es um die künftigen Übergangsrenten für 5400 Piloten und Co-Piloten der Fluggesellschaften Lufthansa, Lufthansa-Cargo und Germanwings. Die Lufthansa hat die bisherigen Regeln zum Jahresende 2013 gekündigt. Sie will erreichen, dass die Piloten frühestens mit 60 (bislang 55) Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Zudem soll das durchschnittlich zu erreichende Austrittsalter von 58 auf 61 Jahre angehoben werden. Dazu wurden komplexe Übergangsregeln angeboten.

Nach einer Urabstimmung zu den Übergangsrenten hat die VC seit April in bislang vier Streikwellen 4300 Flügen mit rund 480 000 betroffenen Passagieren ausfallen lassen. Eine fünfte Welle war am Montag vergangener Woche abgesagt worden, nachdem Lufthansa ein modifiziertes Angebot vorgelegt hatte. Die Fluggesellschaft hatte zudem angekündigt, alle 40 bedrohten Überseeflüge ab Frankfurt auch ohne VC-Piloten durchführen zu können. Die Streikwelle wäre damit ins Leere gelaufen.

Über die neue Offerte sei an mehreren Tagen verhandelt worden, teilte die VC mit. Die Lufthansa habe in den Gesprächen "noch weitere Verschlechterungen" gefordert. Es sei "kein ernsthafter Wille" des Managements zu einer Lösung erkennbar. Inzwischen seien trotz teils jahrelanger Verhandlungen 15 tarifliche Themen zwischen VC und Lufthansa ungelöst. Dazu gehört auch die Frage nach weiteren Gehaltssteigerungen.

Beim französischen Konkurrenten Air France hat der seit elf Tagen andauernde Pilotenstreik Wirkung gezeigt. Das Unternehmen hat sich von Ausbauplänen für ihre Billigflugtochter Transavia verabschiedet, die mit schlechter bezahlten Piloten von der Mutter die kürzeren Strecken übernehmen sollte. Auch die Lufthansa plant unter dem Markendach "Wings" eine ausgeweitete Billigschiene. In einem ersten Schritt sind in Deutschland bereits viele Europaverbindungen auf die Tochter "Germanwings" verlagert worden.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort