Interview mit Namenerfinder Manfred Gotta "Covestro hört sich an wie italienischer Hartkäse"

Düsseldorf · Der Schöpfer von Namen wie Twingo und Evonik hält nichts von dem Namen Covestro, den der Bayer-Konzern seiner Kunststoff-Tochter gegeben hat.

 Namenerfinder Manfred Gotta.

Namenerfinder Manfred Gotta.

Foto: Nein

Herr Gotta, Sie haben Namen wie Evonik, Smart und Twingo entwickelt. Wie gefällt Ihnen Covestro?

Gotta Der Name passt nicht zu einem seriösen Chemie-Unternehmen. Er hört sich an wie ein italienischer Hartkäse oder eine Tochtergesellschaft der Cosa Nostra, der Mafia. Warum wählt ein deutsches Unternehmen einen so italienisch klingenden Namen?

Covestro, Uniper, Aventis — sind zusammengesetzte Namen stets schlecht?

Gotta Nein, sie sind gut, wenn sie klanglich zum Wesen des Unternehmen passen wie bei Haribo. Doch oft nehmen Unternehmen, die keinen Mut zu Neuem haben, zusammengesetzte Namen, die sich vermeintlich logisch herleiten lassen.

Braucht ein Chemieunternehmen eine Endung wie -chem?

Gotta Nein, im Gegenteil. Klischeehafte Namen sind nicht gut, sie prägen sich nicht ein. Heute würde auch kein Mineralölunternehmen mehr die Silbe Ol im Namen führen.

Vor Jahren hat Bayer Lanxess abgespalten. War der Name besser?

Gotta Ja. Der Name ist fantasievoll, klingt individuell und lässt genug Raum für ein neues Unternehmen.

Worauf kommt es an?

Gotta Der Name muss die Seele und die Werte des Unternehmens widerspiegeln. Und er darf in keiner Sprache obszön klingen, das Geländeauto Pajero hieß auf Spanisch Hurensohn. Zudem darf er nicht zu Missverständnissen führen, der Mitsubishi Mief ist sicher kein guter Name. Neben den sprachlichen Aspekten muss man weltweit auch rechtliche Aspekte prüfen. Das braucht Zeit. Doch die sollte ein Unternehmen sich nehmen. Der neue Name soll schließlich für Jahrzehnte halten.

Antje Höning führte das Gespräch.

(anh)
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