Hauptversammlung bei VW Winterkorn: "Ich danke Herrn Dr. Piëch"

Hannover · Nach der Führungskrise bei VW, die schließlich im Rückzug des Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch gipfelte, versuchte Vorstandschef Martin Winterkorn in seiner Rede am Dienstag auf der Hauptversammlung in Hannover, nach allen Seiten eitel Sonnenschein zu vermitteln.

Deutschlands Spitzenkräfte im Verdienst-Vergleich
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Die Hauptversammlung von VW wird traditionell mit Interesse beobachtet. Schließlich ist der Autobauer einer der wichtigsten Dax-Konzerne Deutschlands. Dieses Mal ist die Aufmerksamkeit noch etwas größer. Mit Argusaugen beobachten Presse und Anleger, wie sich die Konzernspitze nach dem Rücktritt von Piëch als Aufsichtsratsvorsitzender präsentieren wird.

Konzernchef Martin Winterkorn war sich offenbar sehr bewusst, was das brennende Thema dieser Hauptversammlung sein würde. So sagte er gleich zu Beginn seiner Rede, er halte die Führungskrise bei Europas größtem Autobauer für ausgestanden. "Hinter uns liegen - vorsichtig gesagt - bewegte Tage." Und vor Tausenden Aktionären, die nach Hannover gekommen waren, fügte er hinzu: "Ich weiß: Viele von Ihnen haben sich Gedanken gemacht um Volkswagen. Um das Unternehmen, das uns allen so sehr am Herzen liegt." Der Konzern sei nun aber wieder "in ruhigerem Fahrwasser unterwegs". Der Fokus liege jetzt wieder auf dem Geschäft.

Im Folgenden dankte Winterkorn der Belegschaft für den großen Rückhalt in den Wirren der Führungskrise. "Mich hat sehr bewegt, wie die Mannschaft in den letzten Wochen kein bisschen nachgelassen hat. Im Gegenteil: Alle haben mit unverändert hohem Einsatz dafür gearbeitet, die besten Autos für unsere Kunden auf die Straße zu bringen", sagte er.

Das ist Ferdinand Piëch
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Den langjährigen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch würdigte Winterkorn mit Lob in den höchsten Tönen: "Mir ist es wichtig, an dieser Stelle Herrn Dr. Piëch zu danken - im Namen aller 600.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch persönlich. Ferdinand Piëch hat die Automobilindustrie in den vergangenen fünf Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter - als Unternehmer, als Ingenieur, als mutiger Visionär. Vor dieser Lebensleistung haben wir und habe ich großen Respekt."

Der VW-Chef äußerte sich auch zur Suche nach einem Nachfolger für den Aufsichtsratsvorsitz. Dieser Posten ist seit dem Rücktritt Piëchs vakant - wie auch der Vorsitz für den Kern im Aufsichtsrat, das Präsidium. Winterkorn sagte: "Parallel sind Präsidium und Aufsichtsrat dabei, die noch offenen personellen Fragen bei der Besetzung der Aufsichtsgremien zügig und bestmöglich zu regeln." Er begrüßte die beiden Piëch-Nichten Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch, die für das zurückgetretene Ehepaar Ferdinand und Ursula Piëch in den Aufsichtsrat nachgerückt sind. "Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit Ihnen", sagte Winterkorn.

Die Geschäfte des Konzerns sieht Winterkorn durch die Führungskrise der vergangenen Wochen nicht in Gefahr. Nach einem etwa 14 Tage schwelenden Streit hatten Ferdinand Piëch und seine Frau Ursula ihre Ämter im Konzern am 25. April niedergelegt. Kern des Streits war die Machtverteilung zwischen Winterkorn und Piëch gewesen. Lange Zeit war der 67-jährige Winterkorn als Piëch-Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrates gehandelt worden. Doch dann begann Piëch, seinen beruflichen Ziesohn zu demontieren. In der Folge geriet Piëch aber selber zunehmend unter Druck, dem er schließlich nachgab. Sein Stellvertreter im Aufsichtsrat, Berthold Huber, hat bis zur Wahl eines neuen Vorsitzenden kommissarisch die Leitung des Gremiums übernommen.

(lsa)
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