Neue Warenlieferung Wenn der Roboter einmal simst

Düsseldorf · Media Markt startet in Düsseldorf einen Test zur Warenlieferung per Roboter. Noch müssen die Helfer von einem Menschen überwacht werden. In Zukunft sollen sie allein unterwegs sein. Überall erobern Roboter die Wirtschaft.

Wer im Düsseldorfer Quartier Grafental wohnt, dem kann es passieren, dass ihm dieser Tage ein kleiner Kasten auf sechs Rädern begegnet, der wie von Geisterhand über den Bürgersteig rollt. Das Gefährt ist für die Elektronikkette Media Markt im Einsatz. Das Unternehmen testet als erstes Handelsunternehmen in Deutschland die Schnellauslieferung von bestellten Waren per Roboter. Zwei der Geräte, die von der estnischen Firma Starship kommen, sollen mindestens bis zum Jahresende in einem Umkreis von drei bis fünf Kilometern zum Media Markt nahe der Metro-Hautpverwaltung Kundenbestellungen bis zu zehn Kilogramm ausliefern. Immer dabei ist eine Begleitperson - ohne die hätte die Stadt den Testlauf nicht genehmigt. Und die kleinen Lieferanten, die bis zu sechs Kilometer pro Stunde zurücklegen können, dürfen auch nur bei Tageslicht unterwegs sein.

Der Weg dahin: Der Kunde bestellt, nennt die Adresse, im Lager wird der Roboter bestückt, die Lieferadresse wird einprogrammiert. Ist der Roboter am Ziel, wird der Kunde per SMS darüber informiert. Er kann dann über sein Handy die Klappe am Roboter öffnen und die Ware rausnehmen. Dann gilt die Bestellung als ausgeliefert, die Klappe wird geschlossen, der Roboter macht sich auf den Rückweg.

Das Ganze ist vorerst ein Versuchsballon. "Wir wollen testen, ob die Kunden diese neue Möglichkeit nachfragen", sagt Media-Saturn-Manager Martin Wild. Und Media Markt ist auch nicht das einzige Unternehmen, das mit einer solchen automatisierten Belieferung plant. Der Hamburger Paketversender Hermes hat - ebenfalls mit Starship als Partner - in der Hansestadt Ähnliches vor, hatte aber bislang noch keine Genehmigung der Behörden erhalten. Jetzt soll der Start nächste Woche erfolgen.

Bislang sind Einsätze von Robotern oder von Drohnen, wie sie etwa der Logistikkonzern DHL testet, Spielereien - allein schon, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen einen Einsatz bislang unmöglich machen. Langfristig könnten solche Transportmöglichkeiten jedoch immer wichtiger werden. Ein Viertel aller Internetnutzer ab 14 Jahren kann sich bereits jetzt vorstellen, sein Paket per Drohne oder Roboter zugestellt zu bekommen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom.

In der Industrie ist der Einsatz von Robotern bereits seit vielen Jahren Alltag. Lange mussten die Maschinen zum Schutz des Menschen zwar in Käfigen arbeiten, neue Sensoren und Software machen sie aber so intelligent, dass sie Rücksicht auf ihre verletzlichen Kollegen nehmen können. Ähnlich dürfte die Entwicklung im Verkehr verlaufen: Erst kontrolliert auf Teststrecken, dann in abgesperrten Bereichen, etwa einem Hafengelände oder ähnlichem, letztlich im gesamten Stadtgebiet.

Diejenigen Roboter, die jetzt im Handel getestet werden, sind Prototypen, von Hand gefertigt und deshalb noch viel zu teuer für den Einsatz beim Kunden. Würden sie in Serie gefertigt, würden die Kosten natürlich rapide sinken. Derzeit kostet die Expresslieferung bei Media-Markt 14,95 Euro. Das kann den Roboter-Test-Kunden allerdings fast egal sein, weil Media Markt die Aktion mit einem Warengutschein von 30 Euro für die Empfänger bewirbt.

Media Markt will mit dem Roboter die Lieferkosten auf der letzten Meile zum Kunden verringern. Die Vision von Starship dabei: Die Auslieferung durch den Roboter soll den Kunden irgendwann nur noch einen Euro kosten. Wenn das so weit ist, braucht er wahrscheinlich auch keinen Mitarbeiter als Eskorte mehr.

(RP)
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