Kampf gegen Ärztemangel Mediziner sollen Filialen auf dem Land errichten

(RP). Der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, will auf den drohenden Ärztemangel in ländlichen Gebieten reagieren. Weil dort die medizinische Versorgung gefährdet ist, sollen Haus- und Fachärzte gemeinsame Filialpraxen auf dem Land errichten. Die Nutzung durch verschiedene Spezialisten könnte die Kosten von Zweigstellen in bevölkerungsschwachen Gebieten senken.

Die Entwicklung der Ärztehonorare
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Foto: AP

KBV-Chef Köhler sprach sich für sinnvolle "Filialstrukturen" auf dem Land aus. So könnten sich beispielsweise ein Hausarzt, ein Augenarzt und ein HNO-Mediziner eine Praxis teilen. "Bisher gibt es diese Art der gemeinsamen Praxisnutzung noch nicht", sagte Bernhard Brautmeier, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Allerdings würden schon jetzt Ärzte neben ihrer Hauptpraxis in der Stadt noch eine Zweigstelle auf dem Land betreiben. Brautmeier: "Solche Räume könnten auch die Gemeinden bereitstellen."

Allein in den kommenden vier Jahren geben nach KBV-Angaben bundesweit rund 28 000 Vertragsärzte altersbedingt ihre Praxis auf. Im Rheinland haben etliche der rund 1100 Ärzte über 60 Jahren in Gebieten außerhalb der Ballungsräume Probleme, einen Nachfolger zu finden. So besteht in Gemeinden der Kreise Kleve und Wesel bereits heute eine medizinische Unterversorgung. "Die Gemeinde Kranenburg ist so ein Fall", bestätigte KV-Vorstand Brautmeier. "Wenn wir die Nachfolge älterer Ärzte nicht regeln, könnte es weitere Fälle geben."

Um eine bessere Verteilung der Ärzte innerhalb der Kreise zu gewährleisten, plädiert KBV-Präsident Köhler zusätzlich für eine Revision der Bedarfsplanung. Das bisherige Modell sei zu großflächig und veraltet. Teilweise werde mit Zahlen von 1993 gerechnet, ist aus der KBV-Zentrale zu vernehmen. "Bei der Versorgungsplanung müssen wir flexibler werden und auf die Bedürfnisse von Dörfern und Kleinstädten eingehen", sagte Köhler. Weil die Ballungszentren für Ärzte wirtschaftlich und kulturell attraktiver seien, bevorzugen die Mediziner solche Standorte, während auf dem Land Versorgungslücken bestehen.

Das NRW-Gesundheitsministerium ist über den Ärztemangel auf dem Land ebenfalls beunruhigt. Das Land fördert deshalb Hausärzte, die sich in ausgewiesenen ländlichen Gebieten niederlassen wollen, mit bis zu 50.000 Euro. Bis Ende 2009 gingen bereits 35 Anträge beim Landesministerium ein.

(RP)
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