Arcandor-Chef tritt ab Merkel kritisiert Eicks Millionen-Abfindung

Essen (RPO). Das Insolvenzverfahren über Arcandor ist eröffnet. Konzern-Chef Eick tritt ab. Seine 15-Millionen-Abfindung zum Wahlkampfthema. Kanzlerin Angela Merkel hat sich empört über die erwartete 15-Millionen-Euro-Zahlung an Karl-Gerhard Eick geäußert.

Arcandor-Insolvenz: Die wichtigsten Fragen
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Foto: AP

"Wenn jemand, der ein insolventes Unternehmen leitet, für sechs Monate Arbeit das gesamte Gehalt für fünf Jahre bekommt, wie der Herr Eick in Höhe von 15 Millionen, dann habe ich dafür absolut kein Verständnis", sagte die CDU-Chefin am Dienstag in einem Interview des "Bayerischen Rundfunks". "Da muss man überlegen, was man da machen kann."

Sie kritisierte darüber hinaus die Praxis einiger Banker, die neuen gesetzlichen Verdienstregeln zu umgehen und nannte dabei die Commerzbank, an der der Staat beteiligt ist. "Wir haben viel Ärger mit Altverträgen, wo die Leute, kurz bevor wir unsere Regeln verabschiedet haben, noch gute Zahlungen arrangiert haben", sagte die Kanzlerin. "Das finde ich moralisch nicht in Ordnung." Rechtlich sei es allerdings schwer zu unterbinden.

"Ich bin nicht gierig"

Eick selbst verteidigte am Montag seine Abfindung und rechtfertigte sie mit dem hohen Risiko, das er bei seinem Wechsel zum Essener Konzern eingegangen sei: "Ich bin nicht gierig, aber ich bin auch nicht blöd. Eine so hochriskante Aufgabe ohne Absicherung zu übernehmen, das macht kein vernünftiger Mensch", erklärte der 55-Jährige. Er habe zwar Verständnis für die öffentliche Empörung, "weil es ein unheimliches Geld ist". Die Summe von 15 Millionen Euro orientiere sich aber an dem Betrag, den er als Finanzvorstand bei der Telekom verdient hätte.

Ihn habe die Aufgabe gereizt, betonte der Manager. "Es ist eine wirklich große Herausforderung gewesen zu versuchen, ein Unternehmen zu retten, dass in solchen Schwierigkeiten steckt. Da bereue ich überhaupt nichts. Der Versuch war es wert - auch im Interesse der Mitarbeiter."

Eick will fünf Millionen spenden

Nach einem Bericht der "BILD"-Zeitung will Eick bis zu einem Drittel seiner Abfindung an die Beschäftigten des Konzerns weiterreichen. "Ich will das Geld für Mitarbeiter des Arcandor-Konzerns spenden, um soziale Härten wegen der Insolvenz abzufedern. Denkbar ist, dass unter anderem behinderte Menschen sowie andere sozial bedürftige Mitarbeiter unterstützt werden", zitierte ihn das Blatt. Details müssten aber noch geklärt werden.

Nach der Eröffnung des formellen Insolvenzverfahrens dürften schon bald die ersten harten Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Insgesamt droht nach früheren Angaben rund 3.700 Mitarbeitern der Arcandor-Versandhandelstochter Primondo der Verlust des Arbeitsplatzes. Die defizitären 109 Quelle Technik Center sollen schon bald geschlossen und die Quelle-Shops von 1.450 auf rund 1.000 reduziert werden. Außerdem stehen noch 19 der 126 Karstadt-Waren- und Sporthäuser zur Disposition. Pro Filiale sind durchschnittlich zwischen 120 bis 250 Mitarbeiter beschäftigt.

Eick hatte seinen Posten Anfang März angetreten. Nur wenig später stellte er sein Sanierungskonzept für den angeschlagenen Konzern vor. Doch Eick scheitert mit seinem Bemühen um die dafür notwendige Staatshilfe. Am 9. Juni musste Arcandor wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag stellen. Eick macht sich auf die Suche nach einem Ankerinvestor, doch auch diese Bemühungen fanden kein positives Ende.

Mit Eick beenden auch Finanzvorstand Rüdiger Günther, Einkaufsvorstand Arnold Mattschull, Warenhaus-Vorstand Stefan Herzberg, Restrukturierungs-Vorstand Zvezdana Seeger und Touristik-Vorstand Manny Fontenla-Novoa ihre Tätigkeit. Primondo-Vorstand Marc Sommer bleibt im Amt. Er solle weiterhin den Verkaufsprozess und die operative Steuerung seines Verantwortungsbereichs unterstützen, hieß es.

(DDP/can)
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