Dax-Konzern Metro-Chef teilt aus - gegen Metro

Düsseldorf · Ungewohnt offen geht der seit dem 1. Januar amtierende Metro-Chef Olaf Koch in einem am Sonntag erschienenen Interview mit der bisherigen Firmenkultur ins Gericht – und distanziert sich damit indirekt auch von seinem Vorgänger und Förderer Eckhard Cordes.

Ungewohnt offen geht der seit dem 1. Januar amtierende Metro-Chef Olaf Koch in einem am Sonntag erschienenen Interview mit der bisherigen Firmenkultur ins Gericht — und distanziert sich damit indirekt auch von seinem Vorgänger und Förderer Eckhard Cordes.

Zwei Tage, bevor Koch morgen die Bilanz für 2011 präsentiert, fordert er "weniger interne Politik und Grabenkämpfe" in dem Düsseldorfer Dax-Konzern. Unter seinem Amtsvorgänger sei es immer wieder vorgekommen, dass "an einem Tag Entscheidungen gefällt wurden und zwei Wochen später wieder insgeheim hinterfragt wurden". Das untergrabe "Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Führung".

Die Organisation sei es "leid, ständig umorganisiert zu werden", sagt Koch, der schon seit September 2009 als Finanzvorstand selbst einer der wichtigsten Männer im Konzern ist. Koch: "Wir haben in den vergangenen Jahren so viel verändert, dass es viele Mitarbeiter nicht mehr nachvollziehen konnten. Das darf so nicht weitergehen."

Der 41-jährige Familienvater Koch will dagegen eine sehr viel transparentere und offenere Diskussionskultur in dem Unternehmen mit insgesamt 280 000 Mitarbeitern, erläutert er in dem Gespräch mit der "Welt am Sonntag".

Die Menschen im Unternehmen müssten "offen ihre Meinung sagen". Der Rockmusikfan gibt zu, dass eines der größten Risiken seines Jobs sei, sich auf Dauer nur mit Ja-Sagern zu umgeben. Er könne da nur gegen halten, indem er "ehrlich und offen" auf Kollegen zugehe und sie zu Kritik auffordere.

Die andere Seite der neuen Firmenkultur sei aber, dass einmal getroffene Entscheidungen dann auch wirklich "entschlossen und konsequent" durchgesetzt werden.

Dazu gehört, dass Koch die vorläufige Beendigung des Verkaufs von Kaufhof klar verteidigte. Die Warenhauskette laufe "sehr gut" und würde "exzellent geführt". Darum wolle er sie nicht unter Wert verkaufen. Auf Dauer setzt der Chef aber doch auf Ausstieg, da er das dabei erlöste Geld bei Cash&Carry rentabler einsetzen könne.

Bei Real schloss er nicht aus, dass der von Cordes an sich zum Verkauf vorgesehene Metro-Teil auf Dauer im Konzern bleibt. Real habe sich "enorm gebessert", die Zahlen gingen in die "gewünschte Richtung". Für die Zukunft bleibe es dabei, dass man sich für Real "verschiedene Optionen vorstellen könne".

Den Streit mit den Alteigentümern von Media-Markt-Saturn will Koch bis zum Ende vor Gericht ausfechten: "In der Frage der Abstimmungsmehrheiten bei Media-Saturn brauchen wir eine juristische Klärung. Da müssen wir wohl durch die Instanzen."

(RP/csr/csi)
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