Zustimmung von 97,7 Prozent Vassiliadis als Chef der IG BCE bestätigt

Beim Gewerkschaftskongress in Hannover erzielt Gewerkschaftschef Vassiliadis zwar ein etwas schlechteres Ergebnis als beim letzten Mal, doch respektabel fällt es trotzdem aus.

 Michael Vassiliadis auf dem Gewerkschaftskongress der IG BCE in Hannover.

Michael Vassiliadis auf dem Gewerkschaftskongress der IG BCE in Hannover.

Foto: dpa, pst fpt

Michael Vassiliadis wirkt entspannt, läuft durch die Reihen des Congress Centrums in Hannover, schüttelt Hände, klopft Mitgliedern auf den Rücken. In Reihe sieben des Gästeblocks macht er kurz Halt, um den Chef der einflussreichen RAG-Stiftung zu begrüßen — Vassiliadis Gewerkschaft, die IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE), war maßgeblich daran beteiligt, Werner Müller auf diesen Posten zu hieven. Ein kurzer Plausch, dann geht der IG-BCE-Chef weiter. Für den 53-Jährigen geht es an diesem Dienstagmorgen darum, Zeit zu überbrücken. Zeit bis beim Gewerkschaftskongress, dem höchsten Beschlussgremium seiner Organisation, Tagesordnungspunkt 4a aufgerufen wird: Wahl des Vorsitzenden.

Seit 2009 steht Vassiliadis unangefochten an der Spitze der IG BCE. Auf dem Gewerkschaftstag vor vier Jahren hatten seine Mitglieder ihn mit 99,2 Prozent im Amt bestätigt. Ein Traumergebnis. Die Führungsmannschaft war deshalb vor dem Wahltag darum bemüht, Erwartungsmanagement zu betreiben. Ein so gutes Ergebnis sei natürlich nur schwer zu wiederholen. Auf die Frage im Interview mit unserer Redaktion, ob er sich denn wie SPD-Chef Martin Schulz 100 Prozent erhoffen könne, hatte Vassiliadis nur gesagt: "Wir sind ja nicht die SPD."

Für die 100 Prozent reicht es am Ende tatsächlich nicht ganz. Mit neun Gegenstimmen und 387 Ja-Stimmen schafft er aber respektable 97,7 Prozent. Die IG BCE demonstriert einmal mehr nach außen Geschlossenheit. "Ich stehe fassungslos vor euch", sagt Vassiliadis. "Das ist ein Ergebnis, mit dem meine Kollegen und ich auch was machen können." Hinter jedem Vorsitzenden stehe eine starke Organisation, sagt er noch und fügt an: "Ich bin gerührt!"

Der in Essen geborene und in Dormagen aufgewachsene Sohn griechischer Einwanderer ist gelernter Bayer-Chemielaborant. 1980 trat er in die IG Chemie-Papier-Keramik ein, war ab 1986 hauptamtlich für die Gewerkschaft tätig und arbeitete sich Schritt für Schritt in der Hierarchie nach oben. 2004 rückte er in den geschäftsführenden Hauptvorstand auf, 2009 beerbte er Hubertus Schmoldt an der Spitze der IG BCE.

Die Gewerkschaft gilt — anders als beispielsweise Verdi — als friedlich. Den letzten Streik gab es Anfang der 70er Jahre, seitdem werden Kompromisse lieber sozialpartnerschaftlich mit den Arbeitgebern ausgehandelt. Das hat der IG BCE den Ruf der konservativen Gewerkschaft eingebracht. Ein Ruf, der zu dem bedächtigen Chef Vassiliadis passt.

(maxi)
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