Nach Hygieneskandal Müller-Brot ist pleite

München · Die mit Hygieneproblemen kämpfende Großbäckerei Müller-Brot ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen aus dem oberbayerischen Neufahrn reichte am Donnerstagnachmittag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Landshut ein. Das bestätigte der Vizepräsident des Landgerichts in Landshut, Christoph Fellner, auf Anfrage.

 Die Müller-Brot-Fabrik wird wohl so schnell keine Teigwaren mehr produzieren.

Die Müller-Brot-Fabrik wird wohl so schnell keine Teigwaren mehr produzieren.

Foto: dpa, Peter Kneffel

Rechtsanwalt Hubert Ampferl wurde nach Auskunft seiner Nürnberger Kanzlei Beck & Partner zum vorläufigen Insolvenzverwalter und Gutachter bestellt. Der 43 Jahre alte Insolvenz-Spezialist fuhr demnach noch am Donnerstag zu Müller-Brot, um sich ein Bild von der Lage des Unternehmens zu machen.

Wegen Drecks und Schädlingen ist die Produktion bei Müller-Brot seit Ende Januar stillgelegt. Nach tagelangen Reinigungsarbeiten wollte die Großbäckerei mit 1.300 Mitarbeitern eigentlich am (morgigen) Freitag die Produktion wieder aufnehmen.

Vor wenigen Tagen hatte die Geschäftsführung wirtschaftliche Probleme eingeräumt und einen Stellenabbau angedeutet. Wegen des Hygieneskandals kehrten mehrere Großkunden Müller-Brot den Rücken.
Nach dem Discounter Lidl verzichtete auch Aldi Süd auf Waren von Müller-Brot. Unternehmenssprecherin Kirsten Windhorn bestätigte am Donnerstag auf dapd-Anfrage, Aldi Süd habe "bis auf weiteres" den Verkauf von Produkten der Firma eingestellt.

Gewerkschaft bangt um Arbeitsplätze

Derweil bangt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)
um die Arbeitsplätze bei Müller-Brot. NGG-Funktionär Freddy Adjan sagte dem Radiodienst BLR zur Insolvenz, er habe das befürchtet, aber immer gehofft, dass es nicht so weit komme. Der Insolvenzverwalter müsse jetzt prüfen, ob es sich lohne, den Betrieb weiterzuführen. Die Nachkontrolle der Behörden werde am Freitag wie geplant stattfinden - hoffentlich mit positivem Ausgang, wie Adjan sagte. Ohne die Wiederaufnahme der Produktion, hätten die Mitarbeiter überhaupt keine Chance.

Seit Mitte 2009 waren bei Müller-Brot 21-mal Kontrolleure angerückt. "Gravierende Probleme" wurden erstmals Ende 2010 festgestellt, darunter übelriechender Dreck, Schleim und Schaben, wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit berichtete. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt seit Mitte 2011 gegen Müller-Brot. Am 30. Januar 2012 wurde der Betrieb von den Behörden stillgelegt, nachdem schwere Mängel nicht beseitigt worden waren.

Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) stellte am Donnerstag klar, dass eine Wiederaufnahme des Betriebs nur erlaubt werde, wenn alles "picobello" sei und ein nachhaltiges Hygienekonzept vorliege. Im Gesundheitsausschuss des Landtags sagte der CSU-Politiker, es habe kein Kontrolldefizit der Behörden gegeben, vielmehr habe sich das Unternehmen verantwortungslos verhalten. Da keine Gesundheitsgefahr für die Verbraucher bestanden habe, sei die Öffentlichkeit nicht früher informiert worden. Dem Fortbestand des Betriebs sei nach sorgfältiger Abwägung Priorität eingeräumt worden.

(apd)
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