Hauptversammlung bei Thyssen-Krupp Neue Stahlwerke werden immer teurer

Bochum (RPO). Deutschlands größter Stahlkocher ThyssenKrupp muss die Investitionen in seine beiden neuen Hüttenwerke in Brasilien und den USA erneut deutlich aufstocken. So werde allein das brasilianische Hüttenwerk mit 5,2 Milliarden Euro um eine weitere halbe Milliarde teurer als geplant, räumte Vorstandschef Ekkehard Schulz auf der Hauptversammlung ein. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet man jedoch wieder mit schwarzen Zahlen.

 Ekkehard Schulz rechnet trotz vieler Probleme für das laufende Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen.

Ekkehard Schulz rechnet trotz vieler Probleme für das laufende Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen.

Foto: AP, AP

Auch das neue Edelstahlwerk im US-Bundsstaat Alabama müsse der Konzern jetzt 3,6 Milliarden Euro und damit zehn Prozent mehr veranschlagen. Die Wirtschaftlichkeit der beiden Projekte sei aber nach wie vor gegeben, versicherte Schulz. Beide Vorhaben seien wertschaffend und würden die Kapitalkosten des Konzerns verdienen.

Nach derzeitiger Planung soll der erste Teil des neuen brasilianischen Hochofenkomplexes im dritten Quartal starten. Das US-Stahlwerk soll im Oktober seine Arbeit aufnehmen. Mit den beiden neuen Stahlwerken will ThyssenKrupp vor allem die Auto- und Haushaltsgeräteindustrie in Amerika mit hochwertigen Flachstahlerzeugnissen beliefern.

Gründe für den weiteren Kostenanstieg sind laut Schulz unter anderem höhere Umweltauflagen und Feuerschutzmaßnahmen in Brasilien. Hinzu gekommen seien nicht absehbare technische Probleme beim Baufundament. In Alabama muss der Konzern mehr Geld vor allem für Brandschutzsysteme und Kühleinrichtungen in die Hand nehmen.

Aktionärsvertreter sprachen angesichts der bereits in der Vergangenheit mehrfach nach oben korrigierten Kosten insbesondere in Brasilien von einem "Mangrovensumpf". Das Projekt sei offenbar ein "Fass ohne Boden", bei dem inzwischen "nicht einmal mehr das Fass zu sehen" sei.

Auch der Aufsichtsrat reagierte auf die Kostenexplosion. Er gab ein Rechtsgutachten in Auftrag, um eine mögliche Haftung des Vorstands zu prüfen. Es seien aber keine Pflichtverletzungen festgestellt worden, die die Forderung nach Schadenersatz begründet hätten, berichtete Aufsichtsratschef Gerhard Cromme den Aktionären. Die Schlussabrechnung für die beiden Projekte soll das Kontrollgremium laut Schulz im Mai erhalten.

Unterdessen rechnet ThyssenKrupp im laufenden Geschäftsjahr nach dem zurückliegenden Milliardenverlust wieder mit schwarzen Zahlen. Die Geschäftsentwicklung des ersten Quartals gebe Anlass zu "gedämpftem Optimismus", sagte Schulz: "Unsere Ergebnisse sind besser als erwartet." Die Mehrzahl der Geschäftszweige habe positive Ergebnisse erwirtschaftet. Allein im europäischen Stahlgeschäft sei ein Gewinn in knapp dreistelliger Millionenhöhe erzielt worden. Den exakten Quartalsbericht will der Konzern am 12. Februar vorlegen.

ThyssenKrupp geht laut Schulz daher weiter davon aus, das im laufenden Geschäftsjahr anvisierte bereinigte Ergebnisziel vor Steuern und Abschreibungen im hohen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bei einem stabilen Umsatz zu erreichen. Doch sei die Krise noch nicht überwunden.

"Die Gefahr eines konjunkturellen Rückschlags besteht weiterhin", betonte Schulz. Nach wie vor strebe ThyssenKrupp beim Umsatz mittelfristig 50 bis 60 Milliarden Euro an. Das entspreche einem Vorsteuerergebnis von über vier Milliarden Euro, sagte Schulz.

Mit einem Vorsteuerverlust von 2,36 Milliarden Euro hatte ThyssenKrupp 2008/2009 das schlechteste Ergebnis seit dem Start des fusionierten Unternehmens vor über zehn Jahren eingefahren. Der Umsatz ging um 24 Prozent auf 40,6 Milliarden Euro zurück. Als Folge sollen 20 000 Stellen weltweit gestrichen werden.

(DDP/csi)
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