Medizin-Tourismus im Grenzgebiet Niederländer bringen NRW-Kliniken viel Geld

Düsseldorf (RPO). Immer mehr Niederländer kommen nach Deutschland, um sich medizinisch behandeln zu lassen. Kürzere Wartelisten und die örtliche Nähe machen eine Behandlung für unsere Nachbarn interessant. Vor allem die Krankenhäuser im niederrheinischen Grenzgebiet freuen sich über die Kundschaft.

Rund 20.000 Niederländer kehren ihrer Heimat jährlich den Rücken - wenn es um medizinische Spezialbehandlungen geht. "Die Zahl steigt weiterhin an", sagte Dennis Verschuren, Sprecher des niederländischen Versicherungskonzerns Uvit, unserer Redaktion. Vor allem nach Belgien und Deutschland, vorwiegend in Grenznähe, zieht es die Patienten aus den Niederlanden.

Das hat vorwiegend pragmatische Gründe: lange Wartelisten, die räumliche Nähe oder einfach nur eine zweite Meinung. "Wir wollen unseren Kunden die bestmögliche Behandlung bieten", erklärte Verschuren. Einen Kostenvorteil hat der Medizin-Tourismus nicht unbedingt. Eine Behandlung in Deutschland kann durchaus teurer sein als in den Niederlanden, Dort wurde das Gesundheitssystem vor einigen Jahren radikal privatisiert wurde - zum Leidwesen vieler Versicherungsnehmer.

Die niederländische Versicherungswirtschaft fördert den Grenzverkehr gezielt. Zunächst wurden die Formalitäten vereinfacht. Früher war eine Behandlung im Ausland mit Papierkram und Vorkasse verbunden. Das fällt nun weg. Allerdings müssen die Niederländer in Kliniken gehen, mit denen die Versicherungen zuvor Verträge geschlossen haben.

Nach einem erfolgreichen Pilotversuch in Bielefeld, der 2006 begann, kamen im vergangenen Jahr weitere deutsche Spitäler hinzu. Neben Kliniken in Goch, Emmerich, Kleve und Wesel ging Uvit eine Kooperation mit dem Helios-Konzern ein. Jetzt können 4,2 Millionen niederländische Patienten auf 31 Kliniken zurückgreifen, die quer über die Republik verteilt sind.

In Krefeld, Wuppertal, Bochum, Lengerich Schwelm und Oberhausen befinden sich sechs Standorte in Grenznähe. Und weitere könnten hinzukommen: Bis jetzt konzentrieren sich die Kooperationen auf die südlichen Niederlande. Speziell im Emsland kann sich Verschuren weitere Kooperationen vorstellen.

Der deutschen Gesundheitsindustrie sind die Gäste hochwillkommen. "Das ist ein Zusatzgeschäft, um die Kapazitäten auszulasten", sagte Astrid Holler von der Krankenhausgesellschaft NRW unserer Redaktion. Gerade im ländlichen Bereich gebe es Krankenhäuser, die nicht ausgelastet seien. "Zudem sind viele Kliniken in finanziellen Nöten."

In Emmerich hat man dieses Problem offenbar nicht. Das Willibrord-Spital kann sich wegen der Kooperation mit den niederländischen Versicherungen sogar eine Ausweitung der Kapazitäten und die Reaktivierung eines OPs vorstellen.

(ndi)
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