WestLB-Nachfolgerin NRW verschiebt Verkauf von Portigons Kerngeschäft

Düsseldorf · Das Land Nordrhein-Westfalen kommt bei dem durch die EU-Kommission erzwungenen Vorhaben, die Rechtsnachfolger der früheren Landesbank WestLB zu verkaufen, nicht voran.

 Der Verkaufsprozess für die Portigon-Tochter Portigon Financial Services (PFS)wird nicht mehr im ersten Halbjahr starten.

Der Verkaufsprozess für die Portigon-Tochter Portigon Financial Services (PFS)wird nicht mehr im ersten Halbjahr starten.

Foto: dpa

Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans hat am Donnerstag im Haushalts- und Finanzausschuss (HFA) des Landtags eingeräumt, dass der Verkaufsprozess für die Portigon-Tochter Portigon Financial Services (PFS) nicht mehr im ersten Halbjahr starten wird. Das hatte der mittlerweile ausgeschiedenene frühere Vorstandschef Dietrich Voigtländer noch im April angekündigt. Ob und wann das Verfahren starten soll, ließ der Finanzminister offen.

PFS muss nach dem Willen der EU-Kommission bis Ende des Jahres 2016 an einen Investor verkauft oder abgewickelt werden. Doch das Land hält bereits seit geraumer Zeit vergeblich nach einem potenziellen Käufer Ausschau. Der ist nämlich nur schwer zu finden, weil das Geschäft der PFS zu klein ist. Ex-Vorstandschef Voigtländer hatte im April einige Wochen vor seinem Rückzug eingeräumt, dass es neben den beiden Großkunden (der WestLB-Abwicklungsbank EAA und der Landesbank Helaba) nur 16 kleinere Kunden gebe, die zusammen einen einstelligen Millionenertrag lieferten.

Alles hängt an den Großkunden

Das ist deutlich zu wenig. Und weil EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia es vor einigen Monaten nach einer Anfrage aus Düsseldorf ausdrücklich abgelehnt hat, der PFS Standorte im Ausland zu erlauben, kommt die Servicegesellschaft auch mit den Abwicklungsbanken anderer Länder nicht ins Geschäft. In Spanien und Slowenien beispielsweise hat das PFS-Management vorgefühlt. Doch im Süden und Südosten Europas herscht verständlicherweise die Meinung, dass ein Dienstleister ohne einen Standort im Land wenig Sinn macht.

Also hängt alles an den Großkunden. Der Vertrag mit der EAA als größtem Kunden des Dienstleiters PFS läuft bis Ende des Jahres 2016, der neue Kontrakt ist noch nicht unter Dach und Fach. Schon im Mai hatte EAA-Vorstand Matthias Wargers vor dem HFA angedeutet, dass dieser neue Vertrag, der sogenannte Kooperationsvertrag III, bei Zustandekommen vermutlich weniger Erträge für die PFS abwerfen würde. "In dem Maße, in dem das Portfolio zurückgeht, sinkt auch die Servicierungsgebühr", hatte Wargers damals gesagt. Im Klartext: Liebe PFS-Verantwortliche, je kleiner das Volumen ist, das wir bei der EAA in den kommenden Jahren mit eurer Hilfe abwickeln, umso weniger wollen wir euch zahlen.

Schwierige Zeiten also für Portigon und PFS. Auch der Stellenabbau hat zuletzt nicht so funktioniert, wie sich das die WestLB-Nachfolgerin vorgestellt hat. Deswegen seien vor einigen Wochen rund 20 betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen worden, hieß es gestern im Umfeld des Unternehmens. Ende des vergangenen Jahres beschäftigte Portigon noch 1980 Mitarbeiter; rund 600 davon wechselten mittlerweile in die PFS.

(RP)
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