Vorwürfe aus Osteuropa Bahlsen macht mehr Butter in die Butterkekse

Hannover · Im sogenannten Nutella-Konflikt können Polen, Ungarn und die Slowakei einen ersten Erfolg verbuchen: Bahlsen verwendet in den osteuropäischen Ländern künftig genauso viel Butter in seinem Butterkeks wie in Deutschland. Palmöl wird dafür aus der Rezeptur gestrichen.

 Durch den Butterkeks wurde Bahlsen bekannt (Symbolbild).

Durch den Butterkeks wurde Bahlsen bekannt (Symbolbild).

Foto: dpa, hoh jol lof

In den Butterkeksen für Osteuropa sei bisher nur etwa halb so viel Butter wie in Westeuropa gewesen und die Differenz mit Palmöl ausgeglichen worden, sagte ein Bahlsen-Sprecher am Freitag unserer Redaktion. Seit dem 1. Juli sei das anders: Das Unternehmen habe die Rezeptur geändert und den Butteranteil in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei von fünf auf zwölf Prozent erhöht — und damit auf das Niveau in Deutschland und allen anderen Märkten. Palmöl werde nicht mehr verwendet.

Diese Entscheidung habe Bahlsen schon vor Monaten getroffen, sagte der Sprecher weiter. Osteuropäische Kunden hätten sich wegen der unterschiedlichen Rezepturen beschwert. Die Umstellung der Produktion sei aber kurzfristig nicht möglich gewesen. Zuerst hätten die Rohstoffe bestellt, die Verpackungen verändert und Testreihen produzieren werden müssen.

Slowakei droht mit Boykott

Osteuropäische Politiker und Medien werfen internationalen Lebensmittelkonzernen vor, dass die Unternehmen ihre Produkte in einer schlechteren Qualität für diese Länder produzieren. In Fischstäbchen stecke weniger Fisch, Waffeln seien weniger knusprig und der Brotaufstrich weniger cremig, kritisierte am Mittwoch der slowakische Regierungschef Robert Fico und drohte den Unternehmen mit einem Boykott.

Die Beschwerden hatten vor Monaten begonnen. Die polnische Wirtschaftszeitung "Gazeta Prawna" warf den Unternehmen "Lebensmittel-Rassismus" vor. Das ungarische Blatt "Magyar Idök" unterstellte den Konzernen "zweitklassiges Essen" zu verkaufen. Der tschechische Landwirtschaftsminister Marian Jurečka beklagte, sein Land fühle sich wie der "Mülleimer Europas".

Die Produkte für Osteuropa würden von einer Tochtergesellschaft in Polen produziert, sagte der Bahlsen-Sprecher. Sie entscheide auch, welche Rohstoffe in welcher Zusammensetzung verwendet würden. Für die bisher unterschiedlichen Rezepturen des Butterkekses gebe es mehrere Gründe.

Das Unternehmen orientiere sich an Konkurrenten im jeweiligen Markt. Außerdem unterscheide sich die Gesetzeslage in den Ländern: In Deutschland zum Beispiel müsse ein Butterkeks mindestens zehn Prozent Butter enthalten, um sich so nennen zu dürfen — anderswo nicht. Schließlich sei die Kaufkraft in osteuropäischen Ländern niedriger als in westeuropäischen. Palmöl sei günstiger und leichter zu verarbeiten als Butter.

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort