Aldi-Mitbegründer am Montagmorgen beigesetzt Karl Albrecht ist tot — "Wir verneigen uns vor ihm"

Essen · Karl Albrecht ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Der Unternehmer, der zusammen mit seinem Bruder Theo die Discount-Kette Aldi gegründet hat, starb nach kurzem Leiden. Albrecht war einer der reichsten Menschen der Welt.

Karl Albrecht wurde 94 Jahre alt.

Karl Albrecht wurde 94 Jahre alt.

Foto: Aldi Süd/dpa

Über den Tod des Unternehmers in seiner Essener Villa hatte zuerst die "FAZ" berichtet. Der Unternehmer starb bereits am vergangenen Mittwoch, allerdings wollten die Angehörigen die Öffentlichkeit erst am Montag informieren, um großes Aufsehen vor seiner Beerdigung zu vermeiden.

Der Unternehmer sei am Montagvormittag im engsten Familienkreis beigesetzt worden, sagte ein Sprecher der Stadt Essen der Nachrichtenagentur dpa. An der Beerdigungsfeier auf dem Friedhof Bredeney hätten nur die engsten Freunde, die führenden Manager des Unternehmens und die Familie teilgenommen, berichtete das Nachrichtenportal "faz.net".

Auch die Landesregierung Nordrhein-Westfalens trauert um Karl Albrecht. "Er war einer der bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten unseres Landes", sagte Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) laut einer Mitteilung am Montag. Mit seinem 2010 verstorbenen Bruder Theo habe Karl Albrecht den Einzelhandel in der Bundesrepublik nachhaltig verändert. "Ihren kleinen Feinkostladen haben die Brüder Albrecht zu einem Weltkonzern entwickelt."

Unternehmensgruppe: "Firmenkultur gegenseitigen Respekts"

Mit großem Dank und persönlichen Worten hat die Unternehmensgruppe Aldi Süd die Lebensleistung Albrechts gewürdigt. Zu dessen Tod hieß es in einer Presseerklärung, Albrecht habe eine "Firmenkultur gegenseitigen Respekts" geschaffen. "Er war ein gerechter und stets berechenbarer Unternehmer und ein Mann, der seine Überzeugung und seine christlichen Werte lebte. Er war ein Vorbild."

Karl Albrecht habe zurückgezogen gelebt, keine öffentliche Aufmerksamkeit gewollt und die ihm angetragenen Ehrungen stets mit dem Hinweis auf die Verdienste aller Mitarbeiter abgelehnt. Den Mitarbeitern und ihren Talenten habe er vertraut und ihnen Gelegenheit gegeben, diese zu entfalten. "Wir sind stolz auf die von ihm geschaffene Kultur und werden sie fortführen. Wir verneigen uns vor ihm. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie."

Dem Unternehmen sei Albrecht bis zu seinem 75. Lebensjahr in verantwortlicher Stellung verbunden geblieben. Auch danach habe er "bis wenige Tage vor seinem Tod die Unternehmensgeschicke aufmerksam und wohlwollend" begleitet. Die Voraussetzungen für unternehmerische Kontinuität über seinen Tod hinaus habe er bereits 1973 gelegt: Das Vermögen der Unternehmensgruppe Aldi Süd werde von zwei Stiftungen kontrolliert. Auch auf Facebook widmete die Unternehmensgruppe Albrecht einen Eintrag.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) würdigte die Lebensleistung Albrechts. "Karl Albrecht war ein großer Unternehmer mit revolutionären Ideen. Er hat zusammen mit seinem Bruder Theo über viele Jahre die Handelsbranche geprägt und verändert. Beide haben Aldi zu einer großen Erfolgsgeschichte gemacht. Die Branche verliert mit Karl Albrecht einen ihrer faszinierendsten Unternehmer", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.

Vermögen im Wert von 18,2 Milliarden Euro

Albrecht und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Theo, der bereits vor vier Jahren verstorben war, wuchsen in Essen auf und leiteten von dort aus die Geschäfte des Unternehmens. 1961 trennten die Brüder ihre Kette südlich und nördlicher der Ruhr in zwei Teile. Theo Albrecht übernahm Aldi Nord, Karl Albrecht Aldi Süd.

Auch das Ausland teilten sich die Brüder: Aldi Nord ist in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Portugal vertreten. In den USA gehört der Discounter "Trader Joe's" zum Imperium. Aldi Süd hat Filialen beispielsweise in Österreich und der Schweiz.

Mit einem Vermögen von aktuell geschätzten 18,2 Milliarden Euro galt Albrecht nicht nur als einer der reichsten Deutschen, sondern auch als einer der reichsten Menschen der Welt.

Die Brüder lebten mit ihren Familien bereits seit den 1950er Jahren zurückgezogen, hielten sich ab 1971 aber noch mehr zurück, nachdem Theo Albrecht entführt worden war und sein Bruder Karl das Lösegeld von Höhe von sieben Millionen D-Mark selbst gezahlt hatte.

Albrecht hinterlässt einen Sohn und eine Tochter. Sie bestimmen bereits seit längerem, so die "FAZ", über ihre Stiftung die Geschicke des Konzerns, der mittlerweile weltweit zu finden ist. In den USA gibt es mehr als 1200 Filialen, in Australien mehr als 250. In Deutschland gibt es mehr als 4300 Niederlassungen.

(spol)
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