Rettungskonzept Opel bleibt mit General Motors verbunden

Rüsselsheim (RPO). Opel will sich weitgehenden vom US-Mutterkonzern Generals Motors (GM) trennen, um einen Weg aus der Krise zu finden. Opel solle künftig eine "selbstständige Geschäftseinheit" werden, sagte GM-Europachef Carl-Peter Forster. Jedoch könne Opel nicht vollständig aus dem Konzernverbund gelöst werden, um wirtschaftlich überlebensfähig zu bleiben.

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Foto: AP

Das am Freitag im Opel-Aufsichtrat vorgestellte Zukunftskonzept sei mit dem US-Mutterkonzern abgestimmt und habe bereits dessen Zustimmung erfahren, sagte Forster. Demnach sollen alle Unternehmensteile von Opel in Europa unter dem Dach der Zentrale in Rüsselsheim zusammengeführt werden.

Opel selbst betreibt Werke in mehreren europäischen Ländern wie Belgien, Großbritannien und Spanien und ist aufs engste mit seiner britischen Schwestermarke Vauxhall verbandelt. Der derzeitige Finanzbedarf von Opel beträgt laut Forster 3,3 Milliarden Euro. Damit solle das Überleben des Traditionsunternehmens gesichert werden.

"Teilverselbstständigte Geschäftseinheit"

Opel müsse jedoch Teil des GM-Konzernverbundes bleiben, um auch in Zukunft günstig Autoteile einkaufen zu können und weiterhin Zugriff auf technische Entwicklungen zu haben, die beim Mutterkonzern liegen, sagte Forster. Deshalb werden Opel künftig innerhalb des Konzernverbundes zwar eine "rechtlich abgegrenzte", wohl aber nur "teilverselbstständigte Geschäftseinheit bilden".

Werksschließungen weiter offen

Ob es im Zuge der Unternehmenssanierungen von Opel zur Schließung oder zum Verkauf ganzer Werke komme, sei nach wie vor offen, sagte Forster. Jedoch müssten "in einer außergewöhnlichen wirtschaftlichen Situation (...) eventuelle Werksschließungen in Betracht gezogen werden". Ziel sei es dennoch, das Unternehmen mit "möglichst geringen Auswirkungen auf die Arbeitsplätze zu restrukturieren". Betriebsbedingte Kündigungen sollen demnach so weit es geht vermieden werden. Opel setze auf Lohn- und Gehaltsverzichte seiner Mitarbeiter und wolle sich über Abfindungszahlungen von Mitarbeitern trennen.

GM hatte vergangene Woche angekündigt, im Zuge seiner Konzernsanierung weltweit 47.000 Stellen abbauen zu wollen - 26.000 davon außerhalb der USA. Auch hatte es der Autobauer nicht ausgeschlossen, das im Zuge des Umbaus einzelne Werke und Standorte in Europa geschlossen oder verkauft werden.

Mehrere Milliarden benötigt

Opel könne "bis 2011 wieder profitabel werden", sagte Forster. Bis 2014 oder 2015 sollten die Schulden an die öffentliche Hand zurückgezahlt sein. Das Unternehmen brauche Bürgschaften von Landesregierungen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro. Von der US-Mutter GM fordert Opel ebenfalls Milliardenhilfen, die in Form von Sacheinlagen wie Patente und Technologie kommen sollen. Eine weitere Milliarde solle durch einen Umbau von Opel eingespart werden. Opel-Chef Hans Demant sagte, es müsse noch ein "Abschottungskonzept" entwickelt werden, das es verhindern soll, dass staatliche Hilfen an GM abfließen.

GM-Europachef Forster sagte, durch die weitgehende Loslösung Opels von der Konzernmutter sei die Tür offen für den Einstieg von Investoren bei Opel. Es sei damit zu rechnen, das fremde Geldgeber bei dem Traditionsunternehmen mit "wahrscheinlich über 25 Prozent" einstiegen. Ob eine Beteiligung darüber hinaus möglich sei, müsse mit den Investoren noch diskutiert werden.

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz sprach sich für die Umwandlung Opels in eine Aktiengesellschaft aus. Möglich sei eine Aktiengesellschaft "mit europäischem Anstrich", sagte Franz. Nach 80 Jahren könne diese Unternehmensform den Weg für die Trennung von GM bereiten.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) kündigte eine sorgfältige Prüfung des Zukunftskonzeptes an. Das Land werde "alle sinnvollen und machbaren Anstrengungen unternehmen", die Opel aus der Krise führen könnten. Auch Thüringen sagte Medienberichten zufolge Hilfe für Opel beim Ablösungsprozess von GM an.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat das Rettungskonzept für Opel ebenfalls begrüßt. "Das ist ein wichtiger Schritt für Opel in Deutschland", sagte der CDU-Politiker. Man werde nun die Pläne auf ihre Konsistenz hin prüfen. Es gebe noch erheblichen Gesprächsbedarf. Erst nach der Prüfung werde man sagen können, ob und mit welchen Mitteln Hilfen möglich seien. "Vom Grundsatz her sind wir bereit zu helfen", sagte Rüttgers.

(AFP)
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