Abspaltung geglückt Opel ist frei, GM steht vor der Insolvenz

New York/Berlin (RPO). Der US-amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) übergibt die deutschen Opel-Werke und auch die Patente des deutschen Autobauers schuldenfrei an die deutsche Adam Opel GmbH. Der deutsche Autobauer wird damit frei für einen neuen Investor. GM selbst scheiterte derweil mit seinem Sanierungsplan an seinen Gläubigern. Eine Insolvenz ist kaum noch abzuwenden.

Umfrage zum Überleben von GM, Fiat, Opel und Co.
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Die Übertragung der europäischen GM-Werke und Rechte bestätigte unserer Redaktion gegenüber der Opel-Händler Peter Dahlmann. Dahlmann ist Sprecher eines Konsortiums von Opel-Händlern, die sich im Falle einer Übernahme von Opel durch den Autozulieferer Magna mit 15 bis 20 Prozent an Opel beteiligen wollen.

Als "erfreulichen Fortschritt" auf dem Weg wertete Steg, dass der Opel-Aufsichtsrat am Vormittag die Übertragung aller europäischen General-Motors-Einheiten auf die Adam Opel GmbH beschlossen und zur Kenntnis genommen habe. Das Ergebnis des Spitzengesprächs im Kanzleramt hänge von den Zusagen des US-Finanzministeriums zum Treuhandmodell ab: "Da klemmt und hakt es noch etwas."

Neben der Übertragung der Patente und Werke habe der Aufsichtsrat von General Motors Europe auch der Überschreibung Rechten an Technologien zugestimmt, sagte ein GM-Europe-Sprecher am Mittwoch in Rüsselsheim. Durch den Schritt solle der Weg frei gemacht werden für die sogenannte Treuhandlösung, mit der das Überleben von Opel im Falle einer Insolvenz vom GM gesichert werden könne. "Mit der Übertragung der Rechte wird Opel unabhängig von allen Entscheidungen in den USA", sagte der GM-Europe-Sprecher.

"Alle europäischen Einheiten von GM sind jetzt unter dem Dach von Opel", sagte der GM-Europe-Sprecher. Dennoch bleibe Opel vorerst zu einhundert Prozent eine GM-Tochter. Nicht übertragen worden seien die Werke des schwedischen Autoherstellers Saab. Ein anderer GM-Europe-Sprecher sagte, durch die Überschreibung der Werke und Patente sei nun "der Weg frei für eine Neuorganisation Opels".

Gespräche mit Kaufinteressenten

Am Abend wollte sich die Bundesregierung in Berlin im Kanzleramt treffen, um sich auf den Kaufinteressenten festzulegen, den sie für die Übernahme Opels favorisiert. Angebote liegen bislang vom italienischen Autobauer Fiat, dem kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna und dem US-Finanzinvestor Ripplewood vor. Am Dienstagabend hatte überraschend auch der chinesische Konzern Bejing Automotive Industry Holding Company (BAIC) ein Konzept vorgelegt.

Zusätzlich will die Bundesregierung will in der kommenden Nacht mit der US-Regierung einen Konsens über das Treuhandmodell für Opel erzielen. Das erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch in Berlin. Damit werde Zeit gewonnen für die Verhandlungen mit den Investoren. Es sei aber nicht davon auszugehen, dass nach den Beratungen am Mittwochabend nur mehr einer der bisher drei Investoren übrigbleibe, sagte der Sprecher.

Favoriten für eine Opel-Übernahme gibt es laut Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) noch nicht. Es seien alle Optionen auf dem Tisch, auch die geordnete Insolvenz von Opel, sagte der CSU-Politiker am Dienstagabend.

Magna geht in die Offensive

Magna geht im Bieterwettbewerb um Opel unmittelbar vor dem Guipfeltreffen im Kanzleramt in die Offensive. Magna-Chef Siegfried Wolf hat gegenüber Vertretern der Bundesregierung eine Beteiligung seines Unternehmens an einem vorübergehenden Treuhand-Modell für Opel in Höhe von 200 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das erfuhr unsere Redaktion aus Unternehmenskreisen.

GM-Gläubiger lehnen Abfindung ab

Derweil haben am Dienstag tausende Besitzer von GM-Anleihen in den USA über ein Abfindungsangebot entschieden. Das Ergebnis wurde am Mittwoch vorgelegt: Sowohl Banken als auch Kleininvestoren lehnten das Angebot als zu gering ab. Der US-amerikanische Autobauer General Motors steht damit vor der Insolvenz. Ein wichtiger Baustein seines Sanierungsplans fehlt. Das Angebot sah vor, 27 Milliarden Dollar Schulden gegen einen Anteil von 10 Prozent am Unternehmen umzutauschen.

Damit geht GM einen weiteren Schritt in Richtung Insolvenz. Mindestens 90 Prozent der Anleihe-Gläubiger müssten dem Angebot zustimmen, um eine der Bedingungen der US-Regierung zu erfüllen. Sie hat GM eine Frist bis nächsten Montag gesetzt, einen tragfähigen Sanierungsplan vorzulegen. Andernfalls muss das mit inzwischen 19,4 Milliarden Dollar Staatsgeldern gestützte Unternehmen Konkurs anmelden.

Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro

Bei dem Treffen im Kanzleramt, das bis spät in die Nacht gehen könnte, sollten die Einzelheiten beraten werden. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sagte im ARD-Morgenmagazin, es stünden "drei Fragen an: Welchen Investor würden wir vorziehen? Wie sieht es aus mit dem Treuhandmodell? Und daraus resultiert die Frage eines Überbrückungskredits in der Größenordnung von 1,5 Milliarden Euro." Wahrscheinlich wollten Investoren auch mittelfristig eine Unterstützung bei der Finanzierung von Opel bekommen. "Eine Reihe von anderen Faktoren sind erst noch zu klären - wahrscheinlich in dieser Nacht", sagte Steinbrück.

Die endgültige Entscheidung über die Zukunft von Opel mit seinen 25.000 Beschäftigten und Standorten in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern fällt allerdings nicht in Berlin, sondern beim amerikanische Mutterkonzern. Der könnte spätestens Montag Insolvenz anmelden müssen. Die US-Regierung könnte danach bis zu 70 Prozent der Anteile an dem Autobauer übernehmen, berichtete das "Wall Street Journal".

(AP)
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