Rettungskonzept Opel will sich abkoppeln

Rüsselsheim/Düsseldorf (RPO). Der Opel-Aufsichtsrat hat in einer mehr als vierstündigen Krisensitzung über ein Konzept zur Rettungs des Unternehmens beraten. Das Ergebnis: Opel wird künftig als selbstständige Gesellschaft firmieren. Allerdings muss rund eine Milliarde Euro eingespart werden. Es besteht in Europa zudem ein Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro. Hessen will den Rettungsplan schnell prüfen.

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Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat das von Opel vorgestellte Rettungskonzept begrüßt. "Letztlich gibt es keine bessere Alternative. Auf dem, was man jetzt vorgestellt hat, kann man aufbauen", sagte der Duisburger Professor dem "Münchner Merkur". Die Spanier hätten schon Interesse an einer europäischen Lösung gezeigt. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sollte sie vorantreiben.

Die Sorge, dass Milliarden deutscher Steuergelder in den USA landen könnten, sei unbegründet. Das könne durch Gründung einer eigenen, von General Motors unabhängigen Gesellschaft verhindert werden. Dass Opel die Patente an seinen Produkten nicht besitze, sei auch kein Problem. Bei der Gründung einer neuen Gesellschaft würden die Markenrechte übertragen.

Der Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft an der Uni Bamberg, Wolfgang Meinig, sagte, Opel habe als eigenständiges Unternehmen durchaus eine Überlebenschance. Das Unternehmen könne sich wettbewerbsfähig am Markt positionieren.

Regierung will helfen

Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat die grundsätzliche Bereitschaft der Bundesregierung bekräftigt, Opel zu helfen. Steinmeier sagte MDR INFO am Freitag: "Wir müssen tun, was wir können, damit dieses Unternehmen nicht vom Markt verschwindet."

Auf Zahlen wollte er sich allerdings nicht festlegen lassen. "Das kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand seriös beantworten", sagte der Bundesaußenminister. Er äußerte sich jedoch überzeugt davon, dass Opel zusammen mit der Schwestermarke Vauxhall als eigenständiges Unternehmen eine Chance am internationalen Markt habe.

Hessen will den Rettungsplan schnell prüfen

Die hessische Landesregierung hat eine rasche und konstruktive Prüfung des Opel-Rettungsplans zugesagt. "Es ist gut, dass jetzt ein konkretes Konzept auf dem Tisch liegt", erklärten Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und Wirtschaftsminister Dieter Posch am Freitag. Sie sagten "alle sinnvollen und machbaren Anstrengungen" zu, die zur Verbesserung der Situation und zur Sicherung der Arbeitsplätze beitrügen. Hessen werde über die Opel-Vorschläge auch mit der Bundesregierung sprechen.

Zuvor hatte Koch möglichen Investoren bei Opel Hilfe in Aussicht gestellt. "Wenn wir sehen, dass alle Argumente in einer normalen Zeit dafür sprechen, dass man eine solche Investition macht, dann gibt es möglicherweise Investoren, die derzeit das aktuelle Risiko scheuen", sagte Koch dem WDR nach einer Mitteilung vom Freitag. "Dieses Risiko können wir ihnen abnehmen. Dafür haben wir unsere Instrumente", fügte der Ministerpräsident hinzu.

Ein Fünkchen Hoffnung

Um kurz vor 15 Uhr hielten die rund 26.000 deutsche Opelaner die Luft an. Der Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Peter Forster, Vorstandschef Hans Demant und Betriebsratsboss Klaus Franz traten mit ernsten Mienen vor die wartende Presse. Was sie zu verkünden hatten, war nicht nur erfreulich. Doch es gibt wieder ein Fünkchen Hoffnung für das Überleben des deutschen Traditionsunternehmens - als Aktiengesellschaft in einem europäischen Verbund.

Am Anfang stand eine Sensation, die so allerdings erwartet worden war. Nach rund 80 Jahren trennen sich Opel und die angeschlagene US-Konzernmutter General Motors - zumindest in Teilen. "Das Opel-Geschäft in Europa wird als eigenständige Geschäftseinheit fortgeführt", stellte Forster direkt zu Anfang klar. Patente und technische Kapazitäten sollen weiterhin von GM zur Verfügung gestellt werden.

Staatliche Hilfe gefordert

Den Finanzbedarf von 3,3 Milliarden Euro, der für alle Aktivitäten in Europa gilt, soll laut Forster "durch oder mit Hilfe der öffentlichen Hand erreicht werden". Opel-Vorstandschef Hans Demant machte deutlich, dass die Regierungen aus ganz Europa gefordert seien. "Händler, Beschäftigte und Investoren können künftig investieren." Opel sei nun offen für Investitionen von Dritten. "Es gibt ein Abschottungskonzept, dass das Abfließen von Hilfsmitteln verhindern soll", sagte Demant auf der Pressekonferenz. Direkte Hilfen sollen spätestens bis 2015 zurückgezahlt werden.

Opel soll auch in Zukunft eng mit GM kooperieren. "Wir glauben, dass es wichtig ist, weiterhin Teil eines großen Konzernverbund zu sein", erklärte Forster. Hierdurch ließen sich Synergien bei Entwicklung und Einkauf sowie der Zugang zu Technologien sichern. GM habe dem Zukunftskonzept bereits zugestimmt.

Eine Milliarde Euro Einsparungsbedarf

Zudem muss eine Milliarde Euro eingespart werden. Dies werde durch den "Abbau von Überkapazitäten" geschehen. "Hierzu gibt es noch keine Beschlüsse", sagte Forster. "Diese Einsparungen setzen sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, Lohn- und Gehaltsverzichte sowie freiwillige Abfindungsmaßnahmen." Ein Verkauf einzelner Standorte, wie bereits im Vorfeld kolportiert, wurde nicht ausgeschlossen. Die Arbeitnehmerseite, vertreten durch Betriebsratschef Franz, gab es Zustimmung.

Am Montag soll das Konzept mit Wirtschaftsminister zu Guttenberg besprochen werden.

Mit Agenturmaterial.

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