Panne bei Comdirect Kunden konnten offenbar fremde Online-Banking-Daten einsehen

Hamburg/Quickborn · Bei der Online-Bank Comdirect hat es offenbar eine größere Panne gegeben. Nutzer berichten, sie seien nach dem Einloggen mit ihren Daten auf einem fremden Konto gelandet - und hätten den Kontostand und andere Daten einsehen können.

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Foto: dpa, Franziska Koark

"Wir haben technische Probleme bedingt durch eine Software-Einspielung", sagte ein Comdirect-Sprecher am Montag am Firmensitz in Quickborn. "Die Prüfungen laufen", ergänzte er zunächst. Nach Informationen des "Handelsblatt" landeten Nutzer nach dem Login nicht auf dem eigenen Konto, sondern auf fremden Konten.

Das "Handelsblatt" berichtete, ein Redakteur des Blattes habe den Fall rekonstruiert und Zugriff auf ein fremdes Konto mit mehr als 50.000 Euro Guthaben auf Giro- und Tagesgeldkonto erhalten. Auch bei Twitter gibt es Berichte von Kunden, die angeben, sie seien nach dem Einloggen auf einem fremden Konto gelandet.

Unter anderem war es demnach möglich, auch Kontoauszüge aufzurufen. Auch mehrere Leser von "Heise Online" hätten die massive Sicherheitslücke bestätigt, berichtet das IT-Fach-Portal. Comdirect betonte, nach bisherigem Kenntnisstand sei es jedoch nicht möglich gewesen, die fremden Daten zu manipulieren. "Das Kundenvermögen blieb zu jeder Zeit beim Kunden", sagte ein Sprecher.

Nach Angaben des Comdirect-Sprechers waren von der Panne "einige tausend Kunden" betroffen. Die Commerzbank-Tochter mit Sitz in Quickborn hat rund 2 Millionen Kunden. Die Betroffenen sollen "unverzüglich angeschrieben werden". Über ihre Facebook-Seite kündigte die Bank an, ihre Kunden auf dem Laufenden zu halten, bis zum Nachmittag gab es jedoch keine weiteren Einträge.

Laut Comdirect war die Datenpanne nach einer routinemäßigen Software-Einspielung in der Nacht zu Montag aufgetreten. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt. Nach einem Neustart war die Website am Vormittag teilweise nur eingeschränkt erreichbar, danach seien die Probleme behoben gewesen, sagte der Sprecher. "Heise Online" berichtete unter Berufung auf eine interne Quelle, dass möglicherweise ein Datenbank-Fehler der Auslöser war. Das bestätigte der Sprecher jedoch nicht. Die Fehleranalyse laufe noch, sagte er.

Die Panne bei Comdirect ist kein Einzelfall. Erst Anfang Juni war es bei der Deutschen Bank zu einer massiven IT-Panne gekommen. Rund 2,9 Millionen Konten waren davon betroffen. Dabei wurden Abbuchungen und Einzahlungen teils doppelt angezeigt. Die Kontostände wurden dadurch höher angezeigt oder rutschten ins Minus. Insgesamt waren mehr als 13 Millionen Buchungen betroffen. Ursache war laut Deutscher Bank ein Verarbeitungsproblem, das fehlerhaft korrigiert wurde.

Auch bei der DHL kam es zuletzt zu einer Sicherheitslücke, über die sich fremde Paketfächer kapern ließen. Ursache war, dass das Unternehmen die für die Abholung nötige mTAN nicht mehr per SMS an das Telefon des Kunden schickte, sonder sie alternativ auch in der App anzeigte. Dadurch konnten Fremde sich auch ohne Zugriff auf das Handy des jeweiligen Kunden einfacher Zugang zum Code verschaffen.

(jco/hebu/dpa)
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