Interview mit IG BCE-Vorstand Hausmann Gewerkschaft fordert Drei-Tage-Woche für 60-Jährige

Düsseldorf · Die Gewerkschaft IG BCE fordert die Chemie-Arbeitgeber auf, eine Drei-Tage-Woche für Beschäftigte ab 60 anzubieten. Der IG BCE-Vorstand Peter Hausmann spricht im Interview mit unserer Redaktion über die Chemie-Tarifrunde und über den Jobabbau bei RWE.

 Peter Hausmann ist Tarifvorstand der Chemie-Gewerkschaft IG BCE.

Peter Hausmann ist Tarifvorstand der Chemie-Gewerkschaft IG BCE.

Foto: IGBCE/Helge Krueckeberg

RWE baut derzeit tausende Stellen ab. Was bedeutet das für die Beschäftigten?

Hausmann Der Konzern steckt in einem tiefen Umbruch, bei Standorten und Beschäftigten sind starke Verschiebungen vorgesehen. Es wird höchste Zeit, dass RWE nicht nur Zahlen auf den Tisch legt, sondern sich auch mit den Menschen dahinter befasst.

Was fordert die IG BCE?

Hausmann Betriebsbedingte Kündigungen darf es bei RWE nicht geben. Wir verstehen, dass der Konzern mehr Flexibilität braucht. Aber das darf nicht zu Lasten des Kündigungsschutzes gehen. Viele Beschäftigte sind seit Jahrzehnten für RWE tätig, sie haben sich auf eine Perspektive in diesem Konzern verlassen.

Ende des Jahres läuft der Kündigungsschutz aus.

Hausmann Wir fordern den Konzern auf, sich schnell mit uns an einen Tisch zu setzen, um über einen Beschäftigungssicherungsvertrag zu reden. Ohne die Arbeitnehmer kann der Umbau nicht gelingen.

RWE kritisiert, dass Verdi und IG BCE hier zerstritten sind.

Hausmann Verdi hat die Tarifgemeinschaft aufgekündigt. Unsere Tür bleibt offen, wir sind weiter an gemeinsamen Verhandlungen interessiert, um das Beste für die Beschäftigten herauszuholen.

Verdi fordert für RWE eine "branchenübliche Lohnerhöhung". Was will die IG BCE?

Hausmann Nächste Woche befasst sich unsere Tarifkommission mit der Forderung. Klar ist: Eine Nullrunde, wie vom Unternehmen gefordert, wird es mit uns nicht geben. Gerade weil die Beschäftigten im Umbau so stark betroffen sind, haben sie Anspruch auf ein angemessenes Lohnplus.

Verdi droht bereits mit Streiks ...

Hausmann Streiks sind derzeit für uns kein Thema. Wir wollen erst einmal mit den Arbeitgebern reden und sehen, was dabei herauskommt. Wenn es denn sein muss, sind wir jederzeit in der Lage, den Druck zu erhöhen.

Bis Februar läuft der Tarifvertrag für die Chemie aus. Was fordern Sie hier?

Hausmann Ein Schwerpunkt werden neue Demografie-Elemente sein. Wir wollen insbesondere flexiblere Übergänge in die Rente schaffen, ein Schichtarbeiter braucht dabei andere Lösungen als ein Controller. Ab 60 Jahren sollen künftig auch eine Drei- oder Vier-Tage Woche möglich sein. Es geht darum, die Belastungen zu verringern, dann können die Beschäftigten auch länger in den Betrieben gehalten werden.

Bei vollem Lohnausgleich?

Hausmann Wir wollen einen Lohnausgleich, damit Arbeit für die Beschäftigten attraktiv bleibt. Hilfreich wäre es, wenn der Gesetzgeber eine Teilrente ab 60 möglich machen würde — etwa so, wie das in vielen Bereichen des Öffentlichen Dienstes üblich ist. Bei der früheren Altersteilzeit gab es rund 90 Prozent vom letzten Netto. Das wurde von Beschäftigten gut akzeptiert.

Antje Höning führte das Interview.

(anh)
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