Peter Meyer nach Manipulationsskandal zurückgetreten Experte wünscht sich Frau an der ADAC-Spitze

München/Berlin · Tag eins nach dem großen Paukenschlag beim ADAC: Der Club-Präsident ist zurückgetreten und nun fordern Politiker weitere Rücktritte. Nur so könne der Manipulationsskandal aufgearbeitet werden. Ein Experte bringt eine Frau ins Gespräch.

Peter Meyer hatte der Öffentlichkeit ein Versprechen gegeben: Nach dem Manipulationsskandal beim Autopreis "Gelber Engel" und weiteren Verfehlungen von ADAC-Managern versicherte der Präsident vollste "Transparenz". Der externe Prüfbericht der Agentur Deloitte, der am Montag vorgestellt wurde, sollte das Vorhaben unterstreichen.

Doch dann ging alles ganz schnell: Noch bevor der Deloitte-Bericht die Öffentlichkeit erreichte, gab Meyer seinen Rücktritt bekannt. Der ADAC wird nun kommissarisch vom 65-jährigen Vize-Präsidenten August Markl geführt, ein neuer Präsident soll bei der nächsten Hauptversammlung im Mai gewählt werden. Markl bekannte sich zur Notwendigkeit eines tiefgreifenden Reformprozesses, "der auch vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschreckt und den ADAC für die Zukunft neu aufstellt".

Dudenhöffer für weibliche ADAC-Spitze

Ferdinand Dudenhöffer sprach sich derweil für eine weibliche Nachfolge für Präsident Meyer aus. "Der ADAC sollte eine Frau zur Vorsitzenden machen", sagte er der "Braunschweiger Zeitung" am Dienstag. "Das wäre eine Revolution, die auf fruchtbaren Boden fallen würde."

"Ganze Präsidium muss zurücktreten"

"Ein Neuanfang kann nur sein, wenn das gesamte Präsidium zurücktritt", sagte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Martin Burkert (SPD), dem ARD-"Morgenmagazin" am Dienstag. Das sei bisher nicht der Fall.

Burkert forderte vom ADAC den Nachweis, in anderen, "sicherheitsrelevanten" Bereichen - beispielsweise bei Qualitätssiegeln - nicht betrogen zu haben. "Das wäre ein Skandal, der den ADAC wahrscheinlich völlig zerstören würde."

"Weg für Neustart freimachen"

Die Linkspartei verlangte den Rücktritt des gesamten ADAC-Managements. "Der ADAC hat nicht einmal vor Fälschungen zurückgeschreckt. Das ist Verbrauchertäuschung", sagte die Vize-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Caren Lay, "Handelsblatt Online". "Jetzt sollte das gesamte Management zurücktreten, um den Weg für einen Neustart freizumachen."

Der Autoclub hatte am Montag eingestanden, dass bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" 2014 nicht nur die Teilnehmerzahl, sondern auch die Rangfolge gefälscht worden war. Die Unternehmensberatung Deloitte hatte die Zahlen geprüft.

Nun setzen die externen Prüfer ihre Arbeit fort. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass auch in den Vorjahren manipuliert wurde.

Immer mehr Kritiker fordern nun einen radikalen Neuanfang auch bei den Strukturen des ADAC. Dabei geht es auch um die Frage, ob der ADAC mit seinen mehr als 18 Millionen Mitgliedern weiterhin als Verein geführt werden kann. Bisher will der Autoclub daran nicht rütteln, sondern sich mit einem Zehn-Punkte-Plan reformieren.

(rpo/mit dpa-Material)
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