Seemannsgarn von Peter Terium Einen solchen Kapitän hat die RWE-Mannschaft nicht verdient

Meinung | Düsseldorf · RWE-Chef Peter Terium hat recht: RWE ist ein mächtiger Dampfer, der in schwere See gekommen ist. Und das Jahr 2015, für das er am Dienstag Bilanz zog, war ein Jahr, das in die Geschichte des Traditionskonzerns eingeht – aber nicht als zukunftsweisend, sondern als Jahr des Absturzes.

 RWE-Chef Peter Terium.

RWE-Chef Peter Terium.

Foto: afp, PST

RWE-Chef Peter Terium hat recht: RWE ist ein mächtiger Dampfer, der in schwere See gekommen ist. Und das Jahr 2015, für das er am Dienstag Bilanz zog, war ein Jahr, das in die Geschichte des Traditionskonzerns eingeht — aber nicht als zukunftsweisend, sondern als Jahr des Absturzes.

Statt der früheren Milliarden-Gewinne steht ein Nettoverlust in den Büchern. Der Konzern hat die Hälfte seines Wertes verloren. Nicht mal eine Dividende, über viele Jahre der Trost der gebeutelten Aktionäre, kann er noch zahlen.

Das Schlimmste: Es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der Fall der Großhandelspreise für Strom wird in den nächsten Jahren so richtig durchschlagen, noch lebt RWE von alten Verträgen zu höheren Preisen. Geld für große Investitionen hat der Konzern nicht. 30 Millionen, die er in Bügeleisen-Apps und digitale Gartengeräte investiert, werden RWE nicht retten.

Weiter ausfallende Dividenden

Für die Beteiligten heißt das nichts Gutes: Kommunen und andere Aktionäre der RWE AG müssen sich dauerhaft auf einen Ausfall der Dividenden einstellen. Arbeitnehmer müssen immer neue Sparprogramme stemmen — erst am Dienstag kündigte der Vorstand ein neues Sparprogramm für die Braunkohle an. Davon wird das rheinische Revier kalt erwischt.

Und Kommunen wie Arbeitnehmer nimmt Terium in Geiselhaft, um beim deutschen Staat immer neue Milliarden locker zu machen: Der Staat hat bereits eine Braunkohle-Reserve organisiert, für die der Stromkunde zahlt. Nun sollen am Kapazitätsmarkt genannte Subventionen für andere Kraftwerke folgen. Ebenso soll der Staat das Endlager für Atommüll übernehmen, eine Nachhaftung lehnt RWE ab.

Leck geschlagenes Mutterschiff vor Anker legen

Terium sieht sich als Mann, der den Dampfer wieder hochseetauglich macht. Doch das ist Seemannsgarn. Die angekündigte Aufspaltung dient letztlich nur einem Ziel: das leck geschlagene Mutterschiff beim Staat vor Anker zu legen. Terium selbst will sich mit dem Beiboot, der Ökostrom- und Netz-Tochter, davonmachen. Einen solchen Kapitän hat die RWE-Mannschaft nicht verdient.

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