Gerüchte um 100-Milliarden-Dollar-Offerte Pfizer will angeblich AstraZeneca übernehmen

London · Der US-Pharmakonzern Pfizer hat einem Zeitungsbericht zufolge Interesse an dem britischen Rivalen AstraZeneca. Pfizer soll mit einem Angebot von rund 100 Milliarden Dollar (60 Milliarden Pfund) auf den Konkurrenten zugegangen sein.

 Pfizer will angeblich 100 Milliarden Dollar für AstraZeneca zahlen.

Pfizer will angeblich 100 Milliarden Dollar für AstraZeneca zahlen.

Foto: AP, AP

Das berichtete die "Sunday Times" unter Berufung auf Investmentbanker und Branchenkreise. Es habe auch bereits informelle Gespräche gegeben. AstraZeneca habe den Vorstoß aber abgelehnt, weshalb es derzeit keine Verhandlungen gebe. Weder AstraZeneca noch Pfizer wollten sich zu dem Bericht äußern.

Analysten rechnen jedoch mit einem zweiten Vorstoß von Pfizer. Zum einen habe AstraZeneca einige Mittel für die Krebs-Immuntherapie in der Pipeline, die vielversprechend seien. Zum anderen seien Zukäufe für Pfizer derzeit im Ausland interessanter als auf dem Heimatmarkt. Der US-Konzern habe mehrere zehn Milliarden Dollar in der Kasse, die von ausländischen Töchtern verdient wurden. Wenn Pfizer diese in die USA zurückführe, würden hohe Steuern fällig.
"Wir gehen davon aus, dass Pfizer einen zweiten Versuch aggressiv vorantreibt", schreibt Citi-Analyst Andrew Baum. Da die Krebs-Immuntherapie in den nächsten Jahren ein wichtiges Gebiet in der modernen Medizin zu werden scheint, geht auch Kollege Mark Schoenbaum von ISI davon aus, dass Pfizer bei AstraZeneca noch nicht aufgibt.

Aktien reagieren

An der Wall Street kamen die Nachrichten gut an. Pfizer-Papiere legten um 1,3 Prozent zu, die in New York gelisteten Astra-Aktien kletterten über fünf Prozent. Am Ostermontag wurde an der Börse in London nicht gehandelt.

Die Pharmabranche leidet derzeit unter der Konkurrenz durch Nachahmerprodukte, da viele Medikamente den Patentschutz verlieren. Bei AstraZeneca indes laufen viele Patente zu einem Zeitpunkt aus, an dem einige Konkurrenten - wie Pfizer - das Schlimmste hinter sich zu haben scheinen. Das hat die britische Firma bereits zum Gegenstand von Übernahmespekulationen gemacht.

Sowohl die Schweizer Novartis als der größere britische Konkurrent GlaxoSmithKline wurden in diesem Zusammenhang genannt. GSK hat in der letzten Jahren jedoch stets betont, nicht an größeren Übernahmen interessiert zu sein. Novartis steckt derzeit mitten in einer Überprüfung der Strategie und ist selber bei der Krebs-Immuntherapie tätig.

2014 rechnet AstraZeneca mit rückläufigem Umsatz und Gewinn, wenn der Schutz für das Anti-Sodbrennen-Mittel Nexium ab Mai in den USA endet. Für das mit Abstand umsatzstärkste Mittel, den Cholesterinsenker Crestor, läuft der Patentschutz in den USA 2016 aus. Zahlen zum ersten Quartal will AstraZeneca am Donnerstag vorlegen.
Pfizer kämpft gegen ähnlich Probleme - beispielsweise bei der Potenzpille Viagra oder dem Cholesterinsenker Lipitor.
Zuletzt waren die Einbußen aber nicht mehr ganz so heftig.

Pfizer hat bereits einige große Zukäufe gestemmt, den letzten 2009 mit dem Erwerb des US-Konkurrenten Wyeth für 68 Milliarden Dollar. Sollte Pfizer bei Astra zum Zug kommen, wäre es die größte Übernahme einer britischen Firma durch eine ausländische. Pfizer und AstraZeneca arbeiten bei einigen Projekten bereits zusammen. In der vergangenen Woche wurde ein neuartiges Verfahren für klinische Studien bei Krebsmedikamenten vorgestellt.

(REU)
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