Riesenfusion auf dem Pharmamarkt Pfizer will britisches Unternehmen AstraZeneca kaufen

London/Washington · Auf dem weltweiten Pharmamarkt bahnt sich eine weitere Riesen-Fusion an: Die weltweite Nummer eins, Pfizer aus den USA, will den britischen Konkurrenten AstraZeneca schlucken, wie beide Unternehmen am Montag mitteilten.

 Pfizer aus den USA will den britischen Konkurrenten AstraZeneca schlucken.

Pfizer aus den USA will den britischen Konkurrenten AstraZeneca schlucken.

Foto: AP, AP

Die Fusion würde helfen, "einige der gefürchtetsten Krankheiten der Welt wie Krebs zu bekämpfen", warb Pfizer-Chef Ian Read. Auch die Aktionäre beider Firmen würden profitieren. AstraZeneca wies das Ansinnen zurück.

Pfizer teilte am Montag mit, der Konzern habe AstraZeneca bereits im Januar ein informelles Angebot im Wert von rund 71 Milliarden Euro gemacht und sei zurückgewiesen worden. Damals bot Pfizer den Aktionären 46,61 Pfund (56,60 Euro) in bar und in Pfizer-Aktien pro AstraZeneca-Anteilsschein, rund 30 Prozent mehr als der damalige Börsenkurs. Nun bekräftigte Pfizer sein Interesse.

Der AstraZeneca-Vorstand sieht das Unternehmen damit klar unterbewertet, wie der Konzern mitteilte. Der Vorstand "habe Zuversicht in die Strategie als unabhängige Firma und dass die erfolgreiche Umsetzung beträchtliche Wertsteigerungen für Aktionäre bringt".

Börsenanalysten werteten die erneute Interessensbekundung als klares Zeichen, dass Pfizer nun eine feindliche Übernahme vorantreiben will. Pfizer-Chef Read erklärte, Patienten auf der ganzen Welt würden in Form von neuen Therapien von einer Fusion profitieren. "Die Kombination von Pfizer und AstraZeneca könnte die Möglichkeiten vergrößern, die Werte beider Unternehmen zu steigern", erklärte Read.

Den britischen Börsenvorschriften zufolge muss Pfizer sich bis zum 26. Mai entscheiden, ob ein formelles Übernahmeangebot vorgelegt wird oder nicht. Das "Wall Street Journal" berichtete am Sonntagabend, Pfizer wolle für die erhoffte Fusion seine enormen Kapitalreserven im Ausland nutzen, die der Konzern aus steuerlichen Gründen nicht in die USA holen wolle. Zudem erhoffe sich der Konzern die Erschließung neuer Geschäftsfelder vor dem Hintergrund, dass der auch Patentschutz für mehrere Pfizer-Verkaufsschlager ausläuft.

AstraZeneca versucht zurzeit mit neuen Medikamenten gegen Krebs, Atemwegserkrankungen und Diabetes den Umsatz wieder zu steigern. Im ersten Quartal waren die Gewinne zurückgegangen, auch weil der Patentschutz für einige profitable Medikamente abgelaufen war. Bis 2016 will das britische Unternehmen mit einem dreijährigen Sparprogramm 5000 Jobs abbauen.

In der Pharma-Branche gibt es derzeit viel Bewegung. Zuletzt hatten die Pharma-Konzerne GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis in der vergangenen Woche einen milliardenschweren Deal bekannt gegeben. Während das Schweizer Unternehmen Novartis die Krebssparte der Briten für 16 Milliarden Dollar kauft, geht sein Impfgeschäft für mindestens 5,25 Milliarden Dollar an GSK. Zudem gründen sie ein Gemeinschaftsunternehmen für frei verkäufliche Medikamente und Kosmetik. Der Konzern Valeant Pharmaceuticals bot in der vergangenen Woche mehr als 45 Milliarden Dollar für den Botox-Produzenten Allergan.

(AFP)
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