Test der Verbraucherzentralen "Qualität der Bankberatung katastrophal"

Mainz (RPO). Verbraucherschützer zweifeln an der Vertrauenswürdigkeit von Bankberatungen. In Zusammenarbeit mit der ZDF-Wiso-Redaktion haben die Verbraucherzentralen einen umfangreichen Test mit 25 Bankberatern durchgeführt. Nur einem sei es gelungen, wirklich richtig zu beraten. Die Tester vermissen eine Lehre, die die Banken aus der Finanzkrise gezogen haben sollten.

Ein umfangreicher Test der Verbraucherzentralen in Zusammenarbeit mit der ZDF-Wiso-Redaktion hat neue Zweifel an der Qualität von Bankberatungen genährt. Bei der Stichprobe sei es nur einem von 25 Bankberatern gelungen, den finanziellen Hintergrund eines möglichen Kunden auszuleuchten und dann auch richtig zu beraten, teilten Verbraucherschützer und der Sender am Sonntag mit. Insgesamt kommen die Autoren zu dem Schluss: "Die Qualität der Bankberatung in Deutschland ist trotz Finanzkrise katastrophal."

Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen kommentierte: "Ich bekomme täglich einiges an Falschberatung auf den Tisch. Trotzdem ist es bestürzend, dass von 25 Beratern tatsächlich 24 schon im Ansatz scheitern." Bankmitarbeiter hätten berichtet, dass die Krise intern nicht thematisiert werde. "Sie sollen verkaufen, was die Unternehmensleitung für gut befindet", wird in der Pressemitteilung kritisiert.

So seien in 14 der 25 Gespräche offene Immobilienfonds als sichere Geldanlage angeboten worden. Dabei fielen den Angaben zufolge Sätze wie "Dieser Fonds macht niemals minus". Die Bankberater hätten die Renditewerte der Vergangenheit oder vermeintliche Steuervorteile hervorgehoben. Von den Problemen der Fonds in den letzten Jahren und den Risiken für die Wertentwicklung sei selten die Rede gewesen, bemängelte Finanzexperte Gottschalk. Dabei gebe es "natürlich Probleme an den Immobilienmärkten", weshalb neben den Chancen auch die Risiken angesprochen werden müssten.

Hohe Provisionen

Weiteres Top-Produkt der Bankmitarbeiter seien, für die Tester überraschend, Rentenversicherungen gewesen. Zwölf der Berater hätten eine solche Versicherung im Angebot gehabt. Und meist sei erst auf Nachfrage erklärt worden, wie hoch die garantierte Rendite im Gegensatz zu den versprochenen Überschüssen sei. "Eine Rentenversicherung ist das klassische Produkt, bei dem man eine hohe Provision verdienen kann. Es ist nach wie vor eher undurchsichtig und für denjenigen, der Geld anlegen soll, schwer verständlich", kritisiert Gottschalk.

Die seit der Lehman-Pleite umstrittenen Zertifikate wurden den Testern den Angaben zufolge zwar nicht angeboten, dafür mit geschlossenen Immobilienfonds und Firmenbeteiligungen aber weitere riskante und durch den Einlagensicherungsfonds nicht geschützte Produkte. Der Verbraucherzentrale Bundesverband nannte das Testergebnis ein Alarmsignal: "Von einem Umdenken in der Bankenbranche ist nichts zu sehen. Es wird weiter am Bedarf vorbei verkauft. Die Risiken der empfohlenen Produkte werden verschwiegen", kritisierte der Leiter des Fachbereichs Finanzdienstleistungen, Manfred Westphal.

Den politischen Absichtserklärungen, die Finanzmärkte und die Finanzvermittlung stärker zu regulieren, müssten bald Taten folgen. "Die Zeit zum Handeln ist längst überfällig", fügte der Verbraucherschützer hinzu.

Die ausführlichen Ergebnisse des Tests sollen am Montagabend um 19.25 Uhr im ZDF bei der Wiso-Dokumentation "Die große Gier - Wie die Banken unsere Zukunft verspielen" präsentiert werden.

(AP)
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