Konzern hat Qualität links liegen gelassen Ramsauer stellt Börsengang der Bahn in Frage

Berlin (RPO). Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer hat den Börsengang der Deutschen Bahn mit grundsätzlichen Bedenken in Frage gestellt. "Privatisierung um jeden Preis erweist sich in der Praxis häufig als Irrweg", sagte der CSU-Politiker einem Zeitungsbericht zufolge. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte die Aussagen des Ministers.

Börsengang der Bahn - Eine unendliche Geschichte
Infos

Börsengang der Bahn - Eine unendliche Geschichte

Infos
Foto: AP

Die Bahn habe einen gemeinwirtschaftlichen Auftrag und müsse Standards im Schienenverkehr gewährleisten, sagte Ramsauer der "Berliner Zeitung". Wegen der angestrebten Privatisierung und des unzureichenden Wettbewerbs aber habe der Staatskonzern die Bedürfnisse der Kunden in der Vergangenheit vernachlässigt: "Wer als Quasi-Monopolist nur auf das Börsenparkett schielt, lässt die Qualität links liegen."

Ramsauer machte die Privatisierungspläne und den Kostendruck auch für das S-Bahn-Chaos in Berlin mitverantwortlich.

Für die kommenden Jahre schloss Ramsauer eine Teilprivatisierung des Personen- und Güterverkehrs praktisch aus. "Ich bin nicht bereit, volkswirtschaftliches Vermögen zu verschleudern", sagte der Verkehrsminister der Zeitung. Wegen der Bedingungen auf dem Kapitalmarkt sei es Fachleuten zufolge vorerst kaum vorstellbar, "den Börsengang verantwortbar zu betreiben".

Die schwarz-gelbe Koalition hatte im Herbst vereinbart, an dem Vorhaben einer Teilprivatisierung der Deutschen Bahn festzuhalten. Sie soll laut Koalitionsvertrag beginnen, "sobald der Kapitalmarkt dies zulässt". Die alte Bundesregierung aus SPD und Union hatte den bereits vorbereiteten Teilverkauf der Transport- und Logistiksparte kurz vor dem geplanten Termin des Börsengangs im Herbst 2008 wegen der Finanzkrise abgesagt worden.

Der Verkehrsclub Deutschland begrüßte die Aussagen Ramsauers. Es sei richtig, derzeit keinen Börsengang zu riskieren und stattdessen mehr Wert auf Service und Kundenfreundlichkeit zu legen, erklärte der VCD-Bundesvorsitzende Michael Gehrmann.

Bahnchef Rüdiger Grube hatte bei einer Veranstaltung in Berlin am Mittwoch eine Privatisierung des Konzerns zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausgeschlossen. "Die Zeit kommt wieder, dann reden wir darüber", sagte Grube laut "Tagesspiegel". Derzeit sei die Bahn aber von einem Börsengang weit entfernt.

(AFP/jre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort