Fragen und Antworten Warum Ost-Renten stärker steigen als West-Renten

Düsseldorf · Die gute wirtschaftliche Lage beschert den Senioren ein Rentenplus. Das fällt im Osten mit 2,5 Prozent einmal mehr höher aus als im Westen mit 2,1 Prozent. Die Erhöhung erreicht 20 Millionen Menschen.

 20 Millionen Menschen in Deutschland profitieren von höheren Renten.

20 Millionen Menschen in Deutschland profitieren von höheren Renten.

Foto: dpa

Die Senioren in Deutschland können sich freuen: Zum 1. Juli erhalten sie eine Rentenerhöhung, die der Lohnerhöhung des vergangenen Jahres entspricht. Rentner im Westen erhalten demnach 2,1 Prozent mehr. Bei einer monatlichen Rente von 1000 Euro bedeutet das ein Plus von exakt 20,97 Euro. Rentner im Osten erhalten 2,5 Prozent mehr. Das bringt ihnen bei einer monatlichen Rente von 1000 Euro 25,01 Euro mehr.

Warum gibt es im Osten mehr? Die Erhöhung der Rente orientiert sich an der Erhöhung der Löhne im Vorjahr, und dies wird für West- und Ostdeutschland getrennt erfasst. Da in den neuen Ländern die Löhne dem Statistischen Bundesamt zufolge im Schnitt um 2,5 Prozent stiegen und damit um 0,4 Prozentpunkte mehr als in den alten Ländern, dürfen hier auch die Renten stärker steigen. Der Osten ist 25 Jahre nach dem Mauerfall noch immer im Aufholprozess. Das Lohnniveau liegt in vielen Branchen noch immer unter dem im Westen, die Lohnerhöhungen sind entsprechend höher.

Warum bekommen ostdeutsche Frauen so viel mehr? Bei der Rente stehen die Ostdeutschen auch in absoluten Zahlen besser da. So beträgt die Durchschnittsrente für westdeutsche Frauen 512 Euro im Monat, für ostdeutsche Frauen 755 Euro. Hier machen sich die langen Beschäftigungszeiten in der DDR bemerkbar, wo Frauen kaum für die Kindererziehung im Beruf aussetzten. Bei den Männern ist der Unterschied kleiner: Westdeutsche Männer erhalten im Schnitt 1003 Euro, ostdeutsche 1096 Euro.

Renten im Osten steigen stärker als im Westen
Foto: Bundesregierung, DRV, Grafik: Radowski

Was bleibt vom Rentenplus? Mehr als in früheren Jahren. Denn die Verbraucherpreise steigen kaum. Für dieses Jahr etwa erwarten die Wirtschaftsweisen für Deutschland eine Inflationsrate von 0,7 Prozent. Damit beschert die Rentenerhöhung den Senioren auch eine kleine Erhöhung ihrer Kaufkraft. Allerdings geht von dem Plus wie stets der Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung ab.

Wird die Rentenerhöhung wie in den Vorjahren gedämpft? Nein, in diesem Jahr gibt es in der Rentenformel keine Faktoren mehr, die bremsen. Erstmals seit vielen Jahren gibt es damit die Lohnerhöhung pur. Der Nachholfaktor war zuletzt 2014 wirksam. Er war eingeführt worden, um eine Rentensenkung, die im Jahr 2006 eigentlich fällig gewesen wäre, zu verhindern und in den folgenden Jahren nachzuholen. Ausgelaufen ist auch der Riester-Faktor. Auch das Verhältnis von Rentnern zu Arbeitnehmern ist wegen des boomenden Arbeitsmarktes konstant geblieben, so dass kein Nachhaltigkeitsfaktor bremst. Anders als noch im Herbst von der Rentenkasse befürchtet, hat sich auch die Umstellung der Beschäftigten-Statistik nicht ausgewirkt.

Hätte es ohne Mütterrente und Rente mit 63 mehr Geld gegeben? Ja. Wenn die Rentenkasse nicht die Wahlgeschenke der großen Koalition finanzieren müsste, hätte die Rentenerhöhung um rund vier Prozentpunkte höher ausfallen können. Denn die Mütterrente schlägt mit 6,5 Milliarden Euro im Jahr zu Buche, die Rente mit 63 mit drei Milliarden Euro.

Renten im Osten steigen stärker als im Westen
Foto: Bundesregierung, DRV, Grafik: Radowski

Was ist mit dem Rentenbeitrag? Von 2013 auf 2014 war der Beitrag stabil bei 18,9 Prozent des Bruttolohns geblieben. Er hat damit keinen Einfluss auf die Rente. Wenn die Rentenkassen den Beitrag erhöhen, darf das Rentenplus dagegen nur geringer ausfallen. So soll verhindert werden, dass die Renten zulasten der Betriebe und Arbeitnehmer kräftig steigen. Seit Januar 2015 liegt der Beitragssatz bei 18,7 Prozent. Das wird sich 2016 günstig auf die Rente auswirken.

(RP)
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