Fragen und Antworten Sicherheits-Debatte um Ryanair

Düsseldorf · Der irische Billigflieger revolutionierte einst die Branche. Nun macht er mit einer Pannenserie von sich reden. Die spanische Regierung ist besorgt. Passagiere haben kein Recht, ihre Flüge aus Sorge zu stornieren.

Die Zusatzgebühren der Billigflieger 2013
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Die Zusatzgebühren der Billigflieger 2013

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Ryanair hat die europäische Luftfahrt einst aufgemischt. Gemeinsam mit dem Konkurrenten Easyjet haben die Iren den etablierten Fluggesellschaften gezeigt, dass man auch billig fliegen kann. Doch nun macht Ryanair nicht mehr mit Billigflügen, sondern mit einer Pannenserie von sich reden.

Was sagen deutsche Behörden?

Das Luftfahrt-Bundesamt, das ausländische Anbieter wie Ryanair mit unangemeldeten Stichproben kontrolliert, sieht keinen Grund zur Sorge. "Aus der jüngsten Vergangenheit sind uns bislang keine sicherheitsrelevanten Unregelmäßigkeiten bei Ryanair in Deutschland bekanntgeworden — außer den aus der Presse bekannten Vorkommnissen, vor allem im spanischen Luftraum", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Die bei Ryanair im Jahr 2012 durchgeführten unangemeldeten Stichproben-Kontrollen seien bis auf einen Fall, wo es nur geringfügige Beanstandungen gab, ohne Mängel geblieben.

Warum will Spanien mehr Kontrolle über Ryanair?

Den spanischen Behörden reicht es nicht, dass sie nur stichprobenartig kontrollieren dürfen. Sie wollen bei einer Airline, die wie Ryanair häufig spanische Flughäfen anfliegt, regelmäßig nach dem Rechten schauen. Daher fordert die spanische Regierung nun, dass die EU-Kommission ihr erlaubt, die irische Fluglinie ebenso kontrollieren zu dürfen wie heimische, spanische Fluglinien.

Was sagt Ryanair?

Die Billigfluglinie will in der jüngsten Pannenserie kein Warnsignal für die Sicherheit sehen. Es gebe "absolut keine Probleme", sagte der Ryanair-Sprecher. Die ungeplanten Landungen seien vielmehr ein Zeichen, dass die Sicherheit oberste Priorität habe. Man biete täglich mehr als 1500 Flüge an, es gebe nur einzelne Vorfälle.

Was sagen die Piloten?

Die Piloten-Vereinigung Cockpit kritisiert die zurückhaltenden Aufklärung bei Pannen und den Umgang mit den Piloten. Bereits im Juli war Ryanair in die Kritik geraten. Damals mussten viele Flugzeuge mit dem Ziel Madrid wegen eines Gewitters umgeleitet werden. Drei Ryanair-Maschinen mussten damals einen Notruf ausgeben, weil ihre Kerosinmenge auf ein Minimum geschrumpft war. "Bei Ryanair ist es Praxis, Listen auszuhängen, auf denen die Piloten in der Reihenfolge ihres Treibstoffverbrauchs aufgelistet werden. Die zwanzig Prozent mit dem geringsten Verbrauch erhalten ein Belobigungsschreiben, die zwanzig Prozent mit dem höchsten Verbrauch eine Aufforderung sich an die festgelegten Verfahren zu halten", sagt Cockpit-Chef Jörg Handwerg. Das setze die Piloten unter Druck.

Was können Passagiere tun?

Kunden, die die Pannenserie beunruhigt, können gebuchte Flüge nicht kostenlos stornieren. "Angstgefühle helfen nicht", sagt Reiserechtler Paul Degott. Ein Passagier brauche objektive Anhaltspunkte für ein Sicherheitsproblem. "Wenn ein Flug etwa verschoben und verschoben wird, aber niemand sagt, welches technische Problem es gibt — dann könnte ich als Gast sagen: Ich will nicht mehr fliegen." Grundsätzlich gelte: "Fluggesellschaften, die ein EU-Land anfliegen, sind sicher", so Degott. Unsichere Anbieter kämen auf die Schwarze Liste der EU-Kommission und dürften in der EU weder starten noch landen.

(RP/csi)
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