Chefkontrolleur warnt Stehen mehr als 20 Karstadt-Filialen vor dem Aus?

Essen · Wie ernst steht es um die betroffenen Karstadt-Filialen? Aufsichtsratschef Stephan Fanderl stimmt die 17.000 Mitarbeiter des angeschlagenen Warenhausbetreibers auf tiefe Einschnitte in das Filialnetz ein.

Chefkontrolleur warnt: Stehen mehr als 20 Karstadt-Filialen vor dem Aus?
Foto: afp, vel

Es gebe zwar noch keine konkreten Schließungsbeschlüsse, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Aber das Unternehmen macht sich seit einiger Zeit berechtigte Sorgen um die Profitabilität von mehr als 20 Häusern." Es werde schmerzhafte Einschnitte geben müssen, um dem gesunden Kern eine Zukunft zu geben.

Laut dem Zeitungsbericht sollen mit allen Vertragspartnern des angeschlagenen Essener Warenhausunternehmens Gespräche über finanzielle Zugeständnisse geführt werden. Karstadt betreibt bundesweit 83 Warenhäuser.

Turbulente Phase für Karstadt-Mitarbeiter

Erst tritt nach kurzer Zeit die Geschäftsführerin ab, dann gibt es Verkaufsgerüchte von Eigentümer Berggruen. Unter den Mitarbeitern von Karstadt geht wieder die Job-Angst um.

Nach dem plötzlichen Ausstieg der bisherigen Karstadt-Geschäftsführerin Eva-Lotta Sjöstedt aus dem Unternehmen fürchten viele Mitarbeiter der Warenhauskette um ihren Arbeitsplatz. "Es ist traurig, dass bei Karstadt das Gespenst von Job-Angst und Unsicherheit nach der traurigen Pleite vor vier Jahren erneut auftaucht", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Helmut Patzelt, der "Bild am Sonntag".

Die Angestellten wollten nun Klarheit darüber, wie hoch die Gefahr für die Arbeitsplätze sei "und auf welche Maßnahmen sich die Mitarbeiter einstellen müssen". Der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Konzerns, Arno Peukes, erhob schwere Vorwürfe gegen Investor Nicolas Berggruen. "Es ist eine Riesen-Sauerei, dass Berggruen jedes Jahr Millionen steuerfrei auf die Seite schafft, während die Mitarbeiter um ihre Jobs zittern müssen", sagte Peukes der Zeitung.

Laut dem Bericht fließen Millionenzahlungen, die Berggruen für die Namensrechte von Karstadt erhält, an eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln, die als Steueroase bekannt sind. Berggruen wollte sich den Angaben zufolge nicht dazu äußern. Der Investor hatte Karstadt 2010 nach der Pleite des Arcandor-Konzerns übernommen und so vor dem Ende gerettet.

Doch eine wirtschaftliche Kehrtwende schaffte er mit Karstadt nicht. Im Geschäftsjahr 2011/12 machte die Kette gut 158 Millionen Euro Verlust. Medienberichten zufolge verfehlte sie auch 2012/13 die Trendwende. Wegen Differenzen mit Berggruen trat vor knapp einer Woche Karstadt-Geschäftsführerin Sjöstedt zurück.

Berggruen habe ihr ursprünglich volle Unterstützung für ihre Strategie und Investitionspläne zugesagt, doch sie habe festgestellt, dass sich ihre Pläne nicht verwirklichen ließen, erklärte die Managerin. Schon beim Rückzug von Sjöstedts Vorgänger Andrew Jennings im vergangenen Jahr hatte es Gerüchte gegeben, er sei sich mit dem Investor über die Strategie bei Karstadt nicht einig geworden. Karstadt dementierte.

(lnw)
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