Gewerkschaft verzichtet bis 8. März Streik der Lufthansa-Piloten zunächst gestoppt

Frankfurt/Main (RPO). Der Pilotenstreik bei der Lufthansa ist vorerst zu Ende. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit und die deutsche Fluggesellschaft einigten sich am Montagabend vor dem Arbeitsgericht Frankfurt nach einem Streiktag auf einen Vergleich. Er sieht eine unverzügliche Aussetzung des Arbeitskampfs bis einschließlich 8. März vor. Lufthansa wendet damit den längsten Pilotenstreik in der Unternehmensgeschichte ab. Am Montag waren wegen des Streiks bei der größten europäischen Fluggesellschaft rund 900 Flüge ausgefallen.

Lufthansa-Streik: der erste Tag
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Bis der Flugbetrieb bei Lufthansa wieder ganz normal läuft, dürfte es aber noch einige Tage dauern. "Das muss sich erstmal wieder einschwingen", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Sowohl die Gewerkschaft als auch Lufthansa zeigten sich mit dem Vergleich zufrieden. Die Vereinigung Cockpit sprach von einem "Kompromiss", der es beiden Seiten ermögliche, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Lufthansa sieht den Vergleich als "gute Grundlage für konstruktive Gespräche am Verhandlungstisch", sagte der Sprecher. Dort haben die Parteien nun zwei Wochen Zeit, um an einer Einigung zu arbeiten.

Lufthansa und die VC hatten sich vor Gericht eingefunden, weil die Lufthansa eine Einstweilige Verfügung gegen den ursprünglich für vier Tage bis inklusive Donnerstag geplanten Streik beantragt hatte. Dort forderte Richterin Silke Kohlschitter beide Seiten zur Einigung auf. "Es hilft nicht, Sie müssen in irgendeiner Form wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren", sagte sie.

Streitpunkt in den Verhandlungen waren zuletzt insbesondere die Tarifbedingungen bei der Tochter Lufthansa Italia. Die Gewerkschaft erhebt den Anspruch, dass dort auch weiterhin hoch bezahlten Lufthansa-Konzerntarifpiloten im Einsatz sind, was das Unternehmen verhindern will. Sollte Lufthansa der Forderung nicht nachkommen, hatte die VC von Lufthansa Ausgleichszahlungen in einen Bonustopf für die Konzernpiloten verlangt. Diese Forderung ließ die Gewerkschaft im Zuge des Vergleichs nun fallen.

Streiks in Frankreich und Großbritannien

Damit ist Lufthansa aber noch nicht alle Sorgen los. Auch die Flugbegleitergewerkschaft UFO drohte mit Warnstreiks in den kommenden Wochen und will das Unternehmen so zu Verhandlungen bringen.

Auch der Konkurrentin British Airways steht ein Streik ins Haus. Die Flugbegleiter hätten mit großer Mehrheit für einen Arbeitskampf gestimmt, teilte die Gewerkschaft Unite am Montag mit. Ein Termin für den Streik stehe noch nicht fest, die Aktionen sollten aber nicht zu Ostern Anfang April erfolgen.

Ebenso dürfte es in Frankreich in den nächsten Tagen zu Behinderungen im Flugverkehr kommen. Die Gewerkschaften riefen am Montag die französischen Fluglotsen landesweit zu mehrtägigen Streiks auf. Die Proteste sollten am Dienstag beginnen und bis einschließlich Samstag dauern.

Chaos bleibt in Deutschland aus

Bei der Lufthansa blieb das durch den Ausstand befürchtete Chaos an den deutschen Flughäfen weitgehend aus. Die Passagiere waren im Großen und Ganzen gut vorbereitet. Viele hatten Flüge rechtzeitig umgebucht oder waren auf die Bahn umgestiegen. Vereinzelt gab es dennoch lange Warteschlagen, weil mehr Flüge gestrichen wurden als geplant. Zudem strandeten viele ausländische Passagiere, die nicht vorab über die Medien von dem Streik erfahren hatten. Sie waren entsprechend sauer - vor allem auf die streikenden Piloten.

Von dem Streik betroffen waren die Passagierflüge der Lufthansa und der Billigtochter Germanwings sowie die Frachttochter Cargo. Bei Germanwings hätten rund zwei Drittel aller Flüge stattgefunden, sagte ein Sprecher. Ein Cargo-Sprecher sagte, das Unternehmen konnte die wichtigsten Strecken zwischen großen Wirtschaftsmetropolen aufrecht erhalten und 85 Prozent aller Frachtflüge durchführen.

Die Gewerkschaft kämpft für die Sicherung der Arbeitsplätze der deutschen Lufthansa-Piloten. Die Pilotengewerkschaft wirft dem Konzern vor, zunehmend Flüge von ausländischen Tochtergesellschaften abfertigen zu lassen, wo die Piloten weniger Geld verdienen.

(RTR/top)
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