AKW-Abschaltungen Stromkonzerne bereiten Einsprüche vor

Essen/Hamburg (RPO). Die Stromkonzerne bereiten Widersprüche und Schadenersatzforderungen wegen der Zwangsabschaltung der sieben alten Atomkraftwerke vor. "Wir müssen das prüfen", sagte eine RWE-Sprecherin am Samstag.

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Foto: ddp

Juristen aus dem RWE-Umfeld sagten dem Nachrichtenmagazin zufolge, allein aus aktienrechtlichen Gründen gebe es kaum andere Möglichkeiten, als das von der Bundesregierung beschlossene Moratorium juristisch zu prüfen und anzufechten.

Demnach muss ein Einspruch gegen den Beschluss spätestens in der zweiten April-Woche bei den Aufsichtsbehörden eingegangen sein. Der Vorstand des Energieversorgers E.ON wolle darüber in den nächsten 10 bis 14 Tagen entscheiden, heißt es in dem Bericht.

EnBW hält Abschaltung von Neckarwestheim 1 für verschmerzbar

Der drittgrößte deutsche Energiekonzern EnBW hält die wirtschaftlichen Einbußen durch die Abschaltung des Atomreaktors Neckarwestheim 1 für gering. Der Block sei ohnehin nur ganz knapp wirtschaftlich gewesen, sagte Unternehmenschef Hans-Peter Villis der "Welt am Sonntag". Dass die Abschaltung der Meiler Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 zu relativer Stromknappheit und steigenden Preisen in Baden-Württemberg führen könnte, sei "nicht zwingend".

"Die EnBW ist schon in den vergangenen Jahren sehr viel unabhängiger von der Kernenergie geworden", sagte Villis dem Blatt. Das Unternehmen habe stark in andere Erzeugungsanlagen investiert und allein in den vergangenen zwei Jahren 2.000 Megawatt Kraftwerkskapazitäten in Deutschland zusätzlich übernommen. EnBW investiere so viel wie kein anderer Energiekonzern innerhalb Deutschlands in erneuerbare Energien. Allein die Windkraft-Kapazitäten an Land hätten sich in den vergangenen zwei Jahren verfünffacht.

Mit dem Einstieg des Landes in das Aktienkapital der EnBW habe Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) "ein gutes Geschäft gemacht", sagte Villis der Zeitung. "Das gilt auch dann, wenn es zur Stilllegung von Neckarwestheim 1 kommt." Die EnBW sei beständig gewachsen und operativ stark.

Der EnBW-Chef sagte der "Welt am Sonntag", er bedauere, dass die Reaktorkatastrophe von Fukushima hierzulande die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Kernenergie polarisiert habe. "Die Emotionalität ist so groß geworden, dass man Argumente gar nicht mehr hören will und damit auch nicht austauschen kann", sagte Villis. Eine solche Eskalation in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um die Kernenergie habe er in seinen 25 Berufsjahren noch nie erlebt: "Bei uns gehen verstärkt Drohungen, sogar Morddrohungen ein."

(apd/awei)
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