Digitaler Ausbau in NRW Nur jedes zehnte Gewerbegebiet hat schnelles Internet

Von flächendeckendem Hochgeschwindigkeits-Internet können Firmen in NRW nur träumen. Vor allem auf dem Land haben viele Betriebe das Nachsehen.

Nur zehn Prozent der rund 3000 Gewerbegebiete Nordrhein-Westfalens sind mit hochleistungsfähigem Internet versorgt. Das geht aus einer Studie zum Netzausbau hervor, die die NRW.Bank in Auftrag gegeben hatte. Die Autoren der am Montag in Düsseldorf präsentierten Expertise empfehlen, vor allem in Gewerbegebieten verstärkt auf die leistungsfähigen, aber auch teuren Glasfasernetze zu setzen.

In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD und Grüne das Ziel formuliert, bis 2018 flächendeckend eine Breitbandversorgung mit mindestens 50 Megabit Datenübertragungsgeschwindigkeit pro Sekunde zu gewährleisten. Bislang gilt das für rund 71 Prozent der Haushalte.

Ein Glasfaserausbau, der ältere, aber noch leistungsfähige Netze einbezieht, würde in NRW Investitionen von rund 3,2 Milliarden Euro erfordern. Für einen Glasfaserausbau im großen Stil müsse ein Zehn-Jahres-Zeitraum kalkuliert werden, sagte Martin Fornefeld vom Autorenteam der Beratungsgesellschaft Micus.

"Wir reden nicht über Ausbau durch den Staat", stellte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD), klar. "Wir reden über private Investitionen von Unternehmen." Für Regionen, in denen sich das nicht rechne, gebe es aber öffentliche Fördermittel. Nach einem Kommunalkongress im Juni will Duin bis September ein eigenes Förderprogramm des Landes vorstellen.

Die Förderung sei ein Bruchteil der Investition, sagte Fornefeld. Kommunen könnten aber überlegen, alle Nutzer über einen Erschließungsbeitrag am Breitbandausbau zu beteiligen. "Das wurde aber noch nie angewendet."

Modernster Netzausbau müsse auf zwei Komponenten setzen: Glasfasernetze direkt zum Haus plus Richtfunk für entlegene Ortschaften. Das heißt: Weg von den über 50 Jahre alten Kupferleitungen, die jährlich rund 200 Millionen Euro an Stromkosten fressen. "Am Ende kann es nur ein System geben", betonte Fornefeld.
"Parallelität der Netze ist auf Dauer nicht durchzuhalten."

Die Gutachter empfehlen den Kommunen, eigene Entwicklungspläne zu erstellen und feste Breitband-Beauftragte zu ernennen. Die Landesregierung sollte eine Koordinationsstelle einrichten.

(lnw)
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