Susanne Titz

Susanne Titz arbeitet am Niederrhein, wo der Himmel klar und die Kunstszene lebendig ist. Manchmal meldet sich die Direktorin eines der renommiertesten Museen in NRW am Telefon ironisch mit "viele Grüße aus Pasadena", aus einem Ort in Kalifornien, den sie nicht für so weit entfernt vom Abteiberg hält. Damit will sie sagen: "Wir sind nicht Provinz. Mönchengladbach ist mein Pasadena. "

Titz arbeitet mit Blick auf die Welt. Sie ist unbeirrt und eisern in ihrem Urteil. Dabei ist die Kulturgeschichte, die uns prägt, ihr wichtigster Bezugspunkt neben der Güte der Kunst, die sie vermittelt und ausstellt. In den Stationen ihres Studiums hat sich Titz einen enzyklopädischen Überblick ihres Fachs verschafft. Für die Liebe zur Kunst war ihre Jugend in Stolberg bei Aachen prägend: Als sich ausgerechnet in der konservativen Großstadt die Kunstszene radikalisierte und Peter Ludwigs Pop Art-Schätze das Publikum spalteten, war sie als junges Mädchen immer schon vor Ort. Später erlebte sie die Entwicklung des neu eröffneten Centre Pompidou mit. "Dort entstand ein demokratisches Museum", sagt sie. "Die Begeisterung für Paris hat mich in den Beruf gebracht".

Ihr erster Job war die Leitung des Neuen Aachener Kunstvereins, man wurde bald schon überregional auf sie aufmerksam. Sie will Kunsthäuser in der Stadt sichtbar machen, Museen nicht für elitäre Zielgruppen unterhalten. Das betreibt sie mit politischem Kalkül und Visionen. Als die WestLB mit dem Ausverkauf ihrer Kunstschätze begann, führte sie den Protest gegen Kulturministerin Ute Schäfer und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft an. Daraufhin wurde sie zum Runden Tisch eingeladen. Nicht allein der Kunstausverkauf regt sie auf: "Das Kunst- und Kulturland NRW droht sich aufzulösen", so ihre Diagnose, "wenn nicht alle an einem Strang ziehen". Titz stellt ein Aufmerksamkeitsdefizit gegenüber der reichen NRW-Kulturlandschaft fest. Sie wünscht sich mehr Kooperationen über kommunale Grenzen hinweg. Vielleicht ist diese Bereitschaft zu gemeinsamem Handeln ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses. Sie hat sich auf der Welt umgeschaut, Ideen und Menschen geöffnet, ihre eigenen messerscharfen Statements dazu- oder dagegengesetzt. Für den Erfolg brauchte sie kein Vitamin B.

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