Streit um Tarifvertrag Dauerfehde zwischen Verdi und Amazon verschärft sich

Berlin · Es geht um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und einen Tarifabschluss. Denn den gibt es bei Amazon bislang nicht. Doch der Onlineriese möchte nicht mit Verdi verhandeln. Jetzt schaltet sich Gewerkschaftschef Bsirske in den Konflikt ein.

 Verdi hat auch in diesem Jahr vor Weihnachten zu Streiks bei Amazon aufgerufen.

Verdi hat auch in diesem Jahr vor Weihnachten zu Streiks bei Amazon aufgerufen.

Foto: dpa

Im langjährigen Streit mit dem Onlineriesen Amazon um den Abschluss von Tarifverträgen stellt sich die Gewerkschaft Verdi auf einen Marathon ein. "Das ist eine harte Auseinandersetzung, die wird dauern, aber wir bleiben dran", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Man habe es mit einem Unternehmen zu tun, das seine Anweisungen, keine Tarifverträge abzuschließen, direkt von der Konzernspitze in den USA erhalte.

Seit vier Jahren kommt es bei Amazon vor allem während des lukrativen Weihnachtsgeschäfts immer wieder zu Arbeitsniederlegungen. Verdi habe bislang seine Ziele zwar nicht erreicht, räumte Bsirske ein. Aber heute würde das Unternehmen immerhin regelmäßig Löhne erhöhen und Weihnachtsgelder an seine Beschäftigten auszahlen. Das sei vor vier Jahren noch ganz anders gewesen. Ohne Arbeitskämpfe hätte es diese Verbesserungen nicht gegeben, sagte Bsirske. Nach Verdi-Angaben geht es um etwa 10.000 Beschäftigte.

Vor wenigen Tagen hatte Verdi an mehreren Logistikstandorten von Amazon erneut zu Streiks bis Heiligabend aufgerufen. Am Freitag forderte die Gewerkschaft auch die Beschäftigten am Standort Bad Hersfeld auf, die Arbeit bis Samstag niederzulegen. Nach Angaben des Unternehmens ist die Beteiligung aber stets niedrig und soll angeblich keine Auswirkungen auf das laufende Geschäft haben. "Wir halten unser Lieferversprechen", sagte eine Unternehmenssprecherin in München. Alle Geschenkpakete würden rechtzeitig bis zum 24. Dezember an die Kunden ausgeliefert.

Diese Einschätzung wies Bsirske allerdings zurück: "Wo wir streiken, streiken wir flexibler." So werde es für Amazon immer schwieriger und unangenehmer, die Streikfolgen auszugleichen. Dies sei zudem ein Indiz eher für Eskalationsfähigkeit und dafür, dass die Auseinandersetzung noch lange nicht entschieden sei.

Doch die Fronten sind verhärtet, eine Annäherung ist weiterhin nicht in Sicht. Während Verdi auf extrem angespannte Arbeitsbedingungen und einen hohen Krankenstand verweist, spricht Amazon von attraktiven Arbeitsplätzen und guten Löhnen, die am oberen Ende des Branchenüblichen in der Logistik lägen. Verdi will indes eine Bezahlung nach dem höheren Handels-Tarif durchsetzen.

(rent/dpa)
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