Teldafax Insolvenzverwalter will 200 Millionen von Netzfirmen

Düsseldorf · Nach der Rekordpleite von Teldafax hat der Insolvenzverwalter des Billigstromanbieters einem Zeitungsbericht zufolge zahlreiche Netzbetreiber auf die Rückzahlung von 200 Millionen Euro verklagt.

Teldafax: Insolvenzverwalter will 200 Millionen von Netzfirmen
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Wie das "Handelsblatt" weiter berichtete, soll der Bund zudem bereits mehr als 100 Millionen Euro an den Teldafax-Insolvenzverwalter Biner Bähr gezahlt haben. Die Zeitung berief sich dabei auf Behördenkreise. Sowohl das zuständige Bundesfinanzministerium als auch Insolvenzverwalter Biner Bähr lehnten demnach eine Stellungnahme ab.

Die Zahlungsforderungen an den Bund hatte Bähr laut "Handelsblatt" gegen das Hauptzollamt Köln geltend gemacht. Grundlage für dieses Vorgehen des Insolvenzverwalters und die Klagen gegen Netzbetreiber ist das deutsche Insolvenzrecht, wie die Zeitung berichtete. Danach müsse ein Gläubiger alle Gelder zurückzahlen, die er von einem maroden Unternehmen noch erhalten habe, nachdem er von dessen Insolvenzreife erfahren habe. Durch diese Regelung wolle der Gesetzgeber eine gleichmäßige Befriedigung der Gläubiger bei einer Insolvenz sicherstellen.

Dem Bericht zufolge hatte Bähr sein Vorgehen gegen das Hauptzollamt Köln bereits im Herbst 2011 angekündigt. Das Hauptzollamt habe noch Gelder von Teldafax vereinnahmt, nachdem es von der Insolvenzreife des Unternehmens wusste. Laut "Handelsblatt" schleppte sich Teldafax durch das Stillhalten des Hauptzollamtes aber noch fast zwei Jahre lang weiter, kassierte dreistellige Millionenbeträge von den Kunden und türmte so einen immer höheren Schuldenberg auf.

Teldafax war im Juni 2011 zusammengebrochen. Die Pleite des Troisdorfer Unternehmens gilt gemessen an der Zahl der Gläubiger als bis dahin größte Unternehmens-Insolvenz in der deutschen Geschichte: Zu Spitzenzeiten zählte Teldafax mehr als 700.000 Kunden. Derzeit müssen sich vor dem Bonner Landgericht drei Ex-Vorstände von Teldafax wegen gewerbsmäßigen Betrugs, Insolvenzverschleppung und Bankrott verantworten. Sie sollen die Insolvenz der Firma über längere Zeit verschleiert und dabei zahlreiche Kunden durch Vorkasse-Tarifmodelle geschädigt haben.

Von den Rückzahlungsklagen des Insolvenzverwalters gegen Netzbetreiber sind nach Informationen des "Handelsblatts" unter anderem die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50 Hertz, Transnet und Tennet betroffen, die den überregionalen Stromaustausch über ihre Leitungen gewährleisten. Aber auch von den regionalen Netzbetreibern wie Eon wolle Bähr Geld eintreiben.

(AFP)
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