Zukäufe, Webdienste und bezahlte Inhalte Telekom setzt auf neue Strategie

Düsseldorf/Bonn (RP). Am Mittwoch verkündet Vorstandschef René Obermann vor Investoren, wie es mit Europas größtem Telefonkonzern weitergeht. Die Zukunft zeichnet sich ab: Mehr Webdienste, mehr bezahlte Inhalte, neue Zukäufe.

Maybrit Illner und René Obermann
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Wenn etwas nicht mehr so richtig läuft, dann ist Telekom-Chef René Obermann bereit zur Umorientierung: So war es mit seinem Beruf, seinem Liebesleben und so macht es der 46-Jährige mit dem Konzern.

Als ihn das Betriebswirtschaftsstudium eher langweilte, baute der Düsseldorfer einfach eine Firma auf — mit Supergewinn verkaufte der Studienabbrecher sie dann und wurde Telekom-Manager. Als sich Obermann und Ehefrau Christiane auseinanderlebten, verliebte er sich in TV-Moderatorin Maybrit Illner — die neue Beziehung scheint stabil, die beiden wandern gerne im Süden von Bonn.Und nachdem die T—Aktie nun schon seit Obermanns Amtsantritt extrem schwächelt, wagt er den Neustart für den Konzern: Am Mittwoch stellt er vor Analysten die "Strategie 2.0" vor, eine Weiterentwicklung seiner ersten neuen Strategie von März 2007. Die meisten Details zeichnen sich aber schon jetzt ab und sind unserer Zeitung bekannt.

Die Telekom will sich nun noch viel mehr als bisher vom reinen Verkauf von Telefon- und Internetanschlüssen wegentwickeln. "Wir wollen in das Geschäft mit hochwertigen Diensten rund um das Internet vorstoßen", sagt ein hochrangiger Manager, "nur so können wir die Folgen der reinen Preisschlacht bei den reinen Anschlüssen ausgleichen." Auf Dauer sollen Milliarden mit den neuen Geschäften eingefahren werden.

Wohin die Reise geht, zeigen mehrere Projekte: Die Zukunftshoffnung Internet-TV ("Entertain") wird weiter mit viel Geld gefördert. Schon vor Wochen erwarb der Konzern mit der Hamburger Strato Deutschlands zweitgrößten Anbieter für "Webhosting". Damit kann die Telekom nun Kunden besser anbieten, ihre Online-Seiten auf ihren Servern zu parken". "Gerade weil wir wegen des deutschen Datenschutzes hohe Sicherheitsstandards erfüllen", sagt ein Manager, "können wir diese Angebote dann auch gut exportieren.

Der Vorstand will den Bezahldienst Clickandbuy komplett übernehmen. Damit will Obermann eine für den Ex-Staatskonzern typische Panne ausgleichen: ´Der eigene Bezahldienst T-Pay wurde schlecht vermarktet und hatte Schwächen. Mit Clickandbuy als Marktführer in Europa kann Obermann dagegen Dienste jeder Art einfach abrechnen — die Verknüpfung mit Kreditkarten, Bankkonto und künftig mit der Telefonrechnung wird Geschäfte im Web einfacher machen. Ein Vorzeigeprojekt läuft schon: Sowohl für den "Spiegel" Verlag wie für die "Bild" will die Telekom nun Medienhalte vermarkten und abrechnen — ein drohendes Abrechnungsmonopol von Apple bei Medieninhalten via iPhone und dem neuen Computer iPad soll so auch verhindert werden.

Doch das ist nicht alles. So will die Telekom ihre Technik nutzen, um zig Millionen Haushalten zu helfen, Elektrogeräte von unterwegs aus zu steuern — auch die Abrechnung von Stromzählern will sie gemeinsam mit Eon, RWE und Co. via Internet-Daten abwickeln.

Für Mittelständler aber auch große Unternehmen will der Konzern anbieten, Computerprogramme über Telekom-Rechner laufen zu lassen — das erspart den Kunden Wartungstechniker und ist sicherer vor Hackern.

Jedes Projekt ist für sich nur ein Mosaikstein, als Summe will Obermann sie als Strategie erklären. Und dass er auf solche Festlegungen weitere Taten folgen lässt, zeigt die Vergangenheit: Vor dreieinhalb Jahren kündigte er Mobilfunk-Zukäufe in West-Europa an. Immerhin wanderte seitdem die griechische OTE-Gruppe ins Portfolio.

(RP)
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