Wegen Datenpannen Telekom will neue Kundennummern ausgeben

Hamburg (RPO). Nach diversen Pannen und Diebstählen tausender Kundendaten können Millionen Bürger neue Kundennummern bekommen. Die Deutsche Telekom will so die im Umlauf befindlichen Daten mit einem Schlag wertlos machen. Die Telekom äußerte sich am Wochenende nicht im Detail zu den Plänen.

Dem Bericht zufolge geht der Vorschlag, der dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" vorliegt, auf den für Datenschutz zuständigen Vorstand Manfred Balz zurück. Dazu sollen Millionen Kunden neue Kundennummern bekommen. Datensätze mit alten Kundennummern ließen sich damit leicht identifizieren. Kriminellen Call-Center-Betreibern und Datenhändlern würde das Geschäft mit dem Weiterverkauf der Daten erschwert. Wann der Telekom-Vorstand die Großaktion starten wird, ist laut "Spiegel" offen. Zurzeit würden weitere Möglichkeiten geprüft.

Telekom-Sprecher Philipp Blank sagte der Nachrichtenagentur AP, das Unternehmen habe bereits viele Maßnahmen umgesetzt, um den Datenschutz zu verbessern. "Wir diskutieren auch weitere Schritte. Aber für Detailaussagen ist es noch zu früh."

Immer wieder Datenpannen

Die Telekom kämpft seit Monaten mit Fällen von Datenklau. Im vergangenen Jahr wurden immer wieder Fälle bekannt, in denen Kundendaten in falsche Hände gerieten. Das Unternehmen kündigte danach an, mit verschärften Kontrollen und neuen Sicherheitsstandards das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.

Zuletzt gelangten Hunderttausende Datensätze, darunter Bankverbindungen, über Vertriebspartner des Unternehmens unter anderem in die Türkei. Deutschsprachige Mitarbeiter türkischer Call-Center sollen die Daten dazu benutzt haben, den Kunden angeblich im Auftrag der Telekom neue Verträge zu verkaufen. Die Telekom erstattete Strafanzeige gegen vier Firmen und fordert von ihnen insgesamt 1,5 Millionen Euro aus erschlichenen Provisionszahlungen und an Vertragsstrafen.

Hintergrund ist, dass die Telekom beim Vertrieb auf Partnerfirmen angewiesen ist, die zum Beispiel in großen Elektronikmärkten Verträge verkaufen. Entgegen der Absprachen gaben mehrere Firmen die Daten offenbar an Call-Center auch im Ausland weiter. Mit Hilfe der Kundennummer konnten diese wohl auf die Daten von Kunden in Deutschland zugreifen, was laut Telekom nicht erlaubt war.

Nach Darstellung des Konzerns verstießen die Vertriebspartner oder ihre Subunternehmen gegen Datenschutzverpflichtungen. Sie hätten überhöhte Provisionen eingestrichen, da für die vorgeblich im stationären Handel, zum Beispiel in Ladengeschäften, geworbenen Auftrage höhere Provisionen gezahlt worden seien.

Ex-Mitarbeiter als Risiko

Einer weltweiten Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young zufolge sehen Manager in ausgeschiedenen Mitarbeitern das größte Risiko für die IT-Sicherheit in Unternehmen. Drei Viertel der Führungskräfte in Unternehmen befürchten demnach Vergeltungsaktionen von kürzlich ausgeschiedenen Mitarbeitern. 42 Prozent setzten sich intensiv mit den Risiken auseinander und 26 Prozent ergriffen aktiv Gegenmaßnahmen, heißt es in der Umfrage, die Anfang November veröffentlicht wurde.

(DDP/felt)
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